|
ASPEKT Aspecto (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
|
Vgl.: |
Aktionsart / Tempus / Tempus und Zeit und Zeitformen / Verbkategorien / Statisch vs. Dynamisch / Resultativ / Durativ vs. Nicht-Durativ / Zeit / Tempus / Vorgang vs. Handlung / Stadium / Statisch vs. Dynamisch / Vorgang vs. Handlung / Zeit / Passiv / Telisch vs. Atelisch / Verbos desinentes / Verbos permanentes / Imperfektiv vs. Perfektiv |
Siehe / Ver:
Diese Verbkategorie stammt aus den slawischen Sprachen, in denen ihr eigene materielle Formen entsprechen. Cantaba und cantó unterscheiden sich nach dem Aspekt: Zustand gegen Vorgang.
Die Verbkategorien sind Tempus, Modus, Aspekt, Aktionsart, Stadium, Vox, Numerus, Person.
Den Kategorien Person, Numerus, Tempus, Modus, Vox entsprechen eigene materielle Formen.
Die Kategorien Stadium und Aspekt sind nur bestimmten Tempusformen aufmontiert.
●
„Aspekt [lat. aspectus ‘Anblick’, ‘Betrachtungsweise’, russ. vid].
Verbale Kategorie, die sich auf die zeitliche Struktur oder andere inhaltliche Merkmale von Verbbedeutungen bezieht und die in der Morphologie einzelner Sprachen grammatikalisiert ist. Eine grundlegende A.-Unterscheidung ist Imperfektiv vs. Perfektiv, wodurch ein Vorgang entweder als ein zeitlich nicht weiter strukturierter, kontinuierlicher Verlauf oder als eine auf einen Endpunkt präsentiert werden kann. Über ein gut ausgebautes A.-System verfügen vor allem slaw. Sprachen (in denen ganze Klassen von Verben mittels Präfixe perfektive Varianten und mittels Suffixe imperfektive Varianten bilden können) und das Engl., das für die meisten Verben eine progressive Form entwickelt hat: I sing vs. I am singing (Progressiv). Der A. eines Verbs bzw. einer Verbphrase steht in enger Beziehung zur Aktionsart, die ebenfalls die interne zeitliche oder inhaltliche Struktur eines Vorgangs determiniert, jedoch meistens als lexikalisch-semantische (der Verbbedeutung inhärente) Kategorie behandelt wird. Die Verwandtschaft zwischen den beiden verbalen Kategorien zeigt sich darin, dass die Bildung verschiedener A.-Formen durch die Aktionsart des Verbs gesteuert wird. Daher rühren kontroverse Systematisierungsvorschläge ebenso wie zahlreiche terminologische Überschneidungen, so dass viele nicht-deutsche Ansätze Aktionsart unter A. behandeln.“ [Bußmann, H., S. 103]
●
„Aspekt:
(a) In der deutschen traditionellen Terminologie ist ‘Aspekt’ Kontrahent des Begriffs ‘Aktionsart’.
(In der englischen, französischen und spanischen Terminologie werden Aktionsart und Aspekt begrifflich meist nicht unterschieden.)
Die Trennung von Aktionsart und Aspekt und die damit zusammenhängende vielschichtige Problematik kann hier nur skizzenhaft umrissen werden und zwar in einer knappen synoptischen Darstellung.
|
b) In der generativen Transformationsgrammatik wird ‘Aspekt’ verstanden als Kollektivbegriff für die fakultativen (d. h. nicht notwendigen) Konstituenten Perf(ekt) und Prog(ressive Form) bei der Expansion des Auxiliarkomplexes:
|
[Welte, Werner: Moderne Linguistik. Terminologie / Bibliographie. München: Hueber, 1974, Bd. 1, S. 70-71]
●
„Im Spanischen sind Imperfekt (cantaba) und Präteritum (canté) die Leittempora der Erzählung. Diese Funktion nimmt in der deutschen Schriftsprache nur ein Tempus wahr, das Präterit Präteritum (sang). Die richtige Verwendung der beiden spanischen Vergangenheitstempora stellt kontrastiv gesehen ein schwieriges Lernproblem für den Deutschsprecher dar.
Temporaldeiktisch bilden Imperfekt und Präteritum [pretérito indefinido] gemeinsam die Nullstufe der Vergangenheitsebene: Ayer cuando llegaste, llovía „Als Du gestern ankamst, regnete es“. Der Unterschied zwischen llegaste und llovía liegt nicht in der Zeitreferenz - beide bezeichnen ein mit einem vergangenen Referenzpunkt (ayer) gleichzeitiges Ereignis -, sondern in einer grammatischen Kategorie, die das Deutsche nicht kennt: dem ‘Aspekt’.
Im Unterschied zum temporal-aspektuellen Verbalsystem der slawischen Sprachen kommt im Spanischen der Aspekt nur isoliert vor, nämlich in der Opposition Imperfekt: Präteritum (morphologisch gesehen sind Tempus- und Aspektmorphem hier amalgamiert). Das Präteritum als markiertes Oppositionsglied bezeichnet ein Ereignis als in der Vergangenheit beendet (perfektiver Aspekt), dem Imperfekt fehlt diese Bestimmung (imperfektiver Aspekt) - das Ereignisende kann hier offen bleiben.
|
Relativ zum Ereignisende der ‘Ankunft’ (llegaste) ist das Ereignis ‘Regen (llovía) nicht beendet; es überschneidet das perfektive Ereignis, wobei die Anfangsphase zeitrelational vor diesem liegt, die Endphase danach. In analoger Weise überschneidet das durative Präsens die Sprechsituation und erstreckt sich unbestimmt in sprechzeitvorzeitiger Richtung; man bezeichnet deshalb das Imperfekt häufig als ‘Vergangenheitspräsens’.
Betrachten wir die Funktion der Aspektopposition an einem längeren Textstück
Textbeispiel:
In einem Militärkrankenhaus berichtet ein Soldat (S.), der von einem Motorrad angefahren wurde, seinem Vorgesetzten (V.) über den Unfall.
S. Eso fue que al salir yo de una bocacalle, venía subiendo la calle Antonio Maura, por la parte de Ciudad Jardín, y a la desembocadura de esa calle, al pasar a la otra, pues me cogió la moto y me hizo polvo la pierna.
V. ¿Y de quién fue la culpa? ¿Es que tú no te diste cuenta o es que el tío venía muy rápido?
S. Yo cuenta no me di. Esto era ya de noche.
V. ¿Era ya de noche?
S. Yo cuando ... El accidente tampoco lo recuerdo porque hasta el día siguiente yo no me di cuenta de nada. Fue cuando me di cuenta de que tenía los pies ... los pies rotos.
......
V. ¿Hubo testigos allí?
S. No. Porque era la una de la noche o por ahí; que allí el único que estaba era el sereno ... un sereno que hay al lado de un kiosko ... y a éste le cogía lejos; cuando oyó el topetazo pues se acercó y ya ... ya nos habían recogido a nosotros para llevarnos al la Casa de Socorro. Después ya tuve que pasar al hospital provincial y del hospital provincial me trajeron acá.
Der Text enthält 27 finite Verbformen, davon 15 im Präteritum und 9 im Imperfekt. Die Präteritum- und Imperfektformen sind nicht austauschbar. Worin liegt der semantische Unterschied? Die Abfolge beider Tempora bestimmt das ‘Erzählrelief’; dies wird deutlich, wenn man probeweise die Präteritum- und Imperfektstellen getrennt liest:
|
Man erkennt, dass der Präteritumteil unabhängig vom Imperfekt verstehbar ist: Eso fue - me cogió - me hizo polvo la pierna - no te diste cuenta - Yo cuenta no me di bezeichnet eine Abfolge abgegrenzter Ereignisse, die den Erzählkern bilden. Im Imperfekt stehen die Begleitumstände, die gleichzeitig zur Haupthandlung ablaufen (venía subiendo - venía muy rápido - era ya de noche) und vergangenheitsseitig nicht notwendig beendet sind: In tenía los pies rotos bezieht sich der Sprecher - der mit gebrochenen Beinen im Krankenhaut liegt - auf einen Vorgang, der in der Vergangenheit begann, aber in der Gegenwart noch andauert.
Die Aspektopposition in venía subiendo : me cogió una moto ist terminativ, d. h. das perfektive Ereignis beendet das imperfektive. Hingegen erstreckt sich z. B. Yo cuenta no me di : Esto era ya de noche das imperfektive Ereignis über das perfektive hinaus.
|
Zusammenfassend ist der ‘Aspekt’ folgendermaßen zu bestimmen: Im perfektiven Aspekt wird ein Ereignis als eine durch Anfang und Ende eingegrenzte Vergangenheitseinheit aufgefasst, im imperfektiven Aspekt als ablaufender Vorgang, der in der Vergangenheit beginnt. Erzähltechnisch entspricht dem perfektiven und imperfektiven Aspekt der Handlungs- bzw. Beschreibungsteil des Textes: Im Präteritum steht der narrative Vordergrund, im Imperfekt der deskriptive Hintergrund.“
[Berschin, H./Fernández-Sevilla, J./Felixberger, J.: Die spanische Sprache: Verbreitung, Geschichte, Struktur. München: Hueber, 1987, S. 223-225]
●
„Aspekt:
Beim Aspekt geht es, vom Inhalt her gesehen, um denselben Unterschied wie bei der Aktionsart, nämlich um die Alternative Vorgang - Zustand. Der Unterschied liegt zunächst nur darin, dass die Aktionsart - als Element der Bedeutung eines Verbs - zum Lexikalischen, der Aspekt hingegen - als Element der Tempusformen - zur Grammatik gehört. Sodann geht es beim Aspekt entschieden weniger als bei der Aktionsart um die Qualität des Außersprachlichen selbst: es geht vielmehr um die wechselnde Art und Weise, wie das vom Verb (im Zusammenhang eines Satzes oder Texts) Gemeinte durch den Sprechenden gesehen wird: entweder als Zustand oder als Vorgang. Schließlich handelt es sich beim Aspekt um eine klare Alternative entweder - oder, während es bei der Aktionsart, wie gesagt, um graduelle Unterschiede, um Dosierung geht. Dies hängt damit zusammen, dass der Aspekt materiell ausgedrückt ist, die Aktionsart dagegen meist nicht. Sie ist derivationell ausgedrückt in Fällen wie schwänzeln, hämmern (imperfektiv), aufblühen, erfragen, verbauen, zersiedeln (perfektiv); oder spanisch: gotear, canturrear (imperfektiv), adelgazar, engordar (perfektiv).
Die Tatsache, dass der Aspekt - an einer Stelle, der Stelle B der Tempusformen [siehe Tempus] - sich materiell realisiert, verlangt vom Sprechenden, wenn immer es um diese Stelle geht, eine klare Entscheidung so oder so.
Die aspektuelle Unterscheidung Zustand - Vorgang materialisiert sich spanisch im Unterschied, in der Opposition zwischen ‘pretérito perfecto simple’ und ‘pretérito imperfecto’.
Die außerordentliche Schwierigkeit für den deutsch Sprechenden, der spanisch zu sprechen sucht, liegt in Folgendem:
erstens |
wird er im Spanischen fortgesetzt zu einer Entscheidung gezwungen, zu der ihn das Dt. nicht nötigt, da eine obligatorische aspektuelle Unterscheidung im Dt. nicht angelegt ist: es gibt hier keine aspektdifferenzierenden Verbformen; |
zweitens |
weiß er nicht - jedenfalls nicht von vornherein -, wie er sich entscheiden soll; wenn er es aber weiß, heißt dies |
drittens |
noch lange nicht, dass er sich in jedem Fall richtig entscheidet, denn gefordert ist - dies ist das weitgesteckte Ziel - auch und gerade eine gleichsam „automatisierte“ Entscheidung; auch der im Fortgeschrittene wird beim ‘pretérito perfecto simple’ und ‘imperfecto’ immer wieder Fehler machen; und er wird irritiert sein über die traumwandlerische Sicherheit, mit der die Spanisch Sprechenden die richtige, das heißt: die von ihrer Sprache im Blick auf das jeweils Gemeinte geforderte Entscheidung treffen.“ |
[Cartagena / Gauger, Bd. 2, S. 431]
●
„Im Spanischen ist die Differenzierung zwischen Darstellung als Zustand und Darstellung als Geschehen sehr viel stärker ausgebildet als im Deutschen. Wir haben hier alles andere als ein Gleichgewicht. Zunächst fehlt im Deutschen innerhalb der Tempusformen ein aspektdifferenzierendes Instrument, wie es die Opposition zwischen ‘pretérito imperfecto’ und ‘pretérito perfecto simple’ [‘indefinido’] ist: leía <> leyó gegenüber einem undifferenzierten er las. H. Brinkmann: „Den so genannten Aspekten entspricht im System des deutschen Verbums keine bestimmte sprachliche Realität“ (Brinkmann 1971:248). Sodann fehlt im Deutschen bei der Eigenschaftszuweisung durch die Kopula eine Differenzierung zwischen dem Sein als solchem und einem qualifizierten als zustandhaft, als begrenzt gesehenen, erlebten Sein, wie wir sie finden in der Opposition von ser und estar. Die Kopula ist im Deutschen in dieser Hinsicht undifferenziert: era muy divertido <> estaba muy divertido gegenüber er war sehr lustig.
Drittens fehlen im Deutschen fast ganz die (von uns) so genannten „Kopulaersätze“, wie sie das Spanische kennt: resultar, quedar, seguir, continuar, ir, andar, venir + ‘adjetivo’ oder ‘participio’. Allenfalls erscheinen als, scheinen, sich herausstellen, herauskommen sind als Entsprechungen denkbar, doch sagen diese Verben nahezu immer mehr als - in einem qualitativen, nicht bloß quantitativen Sinn - als die entsprechenden spanischen, die lexikalisch leer sind: die normale Entsprechung - in einer natürlichen, ungequälten Übersetzung - ist sein: me resulta imposible hacer esto - es ist mir unmöglich, dies zu tun, Maxime quedaría sorprendido ... - Maxime wäre überrascht ... Allenfalls etwa: De este modo, el III Reich resulta ser la culminación y el resumen de toda la estupidez ... - Auf diese Weise erscheint das Dritte Reich als ... Für die Ersätze seguir und continuar (sigue enfermo) verwendet das Deutsche sein + adverbiale Bestimmungen (er ist noch immer krank). Die Periphrase fortfahren zu ist nur möglich, wenn es um so etwas wie eine Handlung geht; also nicht ‘Er fährt fort, krank zu sein, wohl aber Er fährt fort zu arbeiten (Sigue trabajando) für ein umgangssprachlicheres Er arbeitet weiter.“ [Cartagena/Gauger, Bd. 2, S. 459]
●
„Die allgemein zu konstatierende „Vorliebe“ des Deutschen für das Adverbielle, für die adverbiale Bestimmung zeigt sich auf dem Gebiet der Zustandhaftigkeit: leía, estaba leyendo un libro - er las gerade ein Buch; er war (gerade) dabei, ein Buch zu lesen. Dies ist die normale Entsprechung, wenn überhaupt dies inhaltliche Element expliziert werden soll (beim „Inzidenzschema“ [unterbrechende Handlung - unterbrochenes Geschehen] besonders häufig. An lexikalischen Mitteln nennen wir:
gerade, jetzt gerade, gerade jetzt, eben, zu der Zeit, in jenem (diesem) Augenblick, damals, dann, während dieser Zeit, allmählich, mehr und mehr, langsam, zusehends, ununterbrochen, solange bis, seit.
Auch hier ist zu sagen, dass diese lexikalischen Mittel nicht in jedem Fall Zustandhaftigkeit ausdrücken, sondern dass sie dies, in entsprechenden Kontexten und Situationen, können.
Etwas Zustandhaftes meinen die von Substantiven abgeleiteten Verben auf -ern und -eln. Umlautung im Stamm des Substantivs, wenn sie möglich ist, kommt hinzu: hämmern (< Hammer), fingern, schneidern, pudern, hamstern, blättern, unterbuttern, futtern, bemuttern; dann -eln: tänzeln, tröpfeln, tafeln, radeln, züngeln, äugeln, stückeln. All diese Verben - und die meisten derer, die zu diesen derivationellen Programm gehören - meinen imperfektivisch etwas von der Art eines Zustands, das heißt: es geht hier nicht bloß um die Bildung von Verben, richtiger gesagt: es handelt sich hier nicht allein um Verben, die auf Substantive hin durchsichtig sind, sondern es geht um die substantivgerichtete Durchsichtigkeit von Verben spezifischer Prägung: Bezeichnung - in aller Regel - von zustandhaften Vorgängen, imperfektive Aktionsart. Interessant ist an Verben dieser Art, dass sich bei ihnen die Aktionsart materiell expliziert findet, während sie normalerweise nur semantisch, materiell implizit, vorliegt. Auch bestimmte Präfixe können Zustand signalisieren oder akzentuieren. Zum Beispiel be-, an-, fort-, weiter-, durch-, hin-. Es ist dies ein relativ diffiziles Instrumentarium.
Schließlich ist zu sagen, dass das Deutsche die vorliegende Zustandhaftigkeit eines Vorgangs sehr oft unausgedrückt lässt: „Der Unterschied zwischen dem perfektiven und dem imperfektiven Aspekt eines Geschehens, zwischen einem Vorgang und einem Zustansvorgang, ist auch den Deutschen in ihrer Vorstellungswelt durchaus lebendig. Aber diese Erlebnisstruktur wird nicht ... in einer besonderen verbalen Instrumentalstruktur explizit“ (Wandruszka 1969: 351). Das letztere läßt hier vielfach implizit, was das Spanische expliziert, explizieren muss.“ [Cartagena/Gauger, Bd. 2, S. 461-462]
●
„Aspekt und Aktionsart
Der Aspekt drückt aus, wie der Urheber einer Äußerung den zeitlichen Ablauf eines Vorgangs sieht. Im Französischen betrifft dies vor allem das Verb. Dabei muss zwischen dem Aspekt im engeren Sinne und der Aktionsart (mode de procès), die an die lexikalische Bedeutung des Verbs gebunden ist, unterschieden werden.
Mit dem Aspekt wird ein in sich geschlossenes System morphologischer Oppositionen bezeichnet, das alle Verben betrifft. So impliziert die Gegenüberstellung von passé simple und imparfait eine Aspektopposition zwischen perfektiven Formen (die Handlung ist auf einen Punkt beschränkt, so dass Anfang und Ende des Prozesses zusammenfallen) und imperfektiven Formen (der Prozess wird in seinem Verlauf dargestellt, ohne dass sein Ende dabei ins Auge gefasst würde): auf der einen Seite il dormit, auf der anderen il dormait.
Die Aktionsart hängt hingegen von der Bedeutung des Verbs ab. Anders als sauter beinhaltet sautiller beispielsweise eine iterative Aktionsart (Wiederholung einer Handlung). Die wichtigste Unterscheidung innerhalb der Aktionsart ist zweifellos diejenige, die resultative und nicht-resultative Formen einander gegenüberstellt. Resultative Verben stellen einen Prozess dar, der auf ein Ende, bzw. ein Ergebnis abziehlt (acheter, entrer usw.), während das Ende des Prozesses für die nicht-resultativen Verben (z.B. habiter oder savoir) nicht von Bedeutung ist. Präzisierend wäre noch hinzuzufügen, dass man diese Aktionsarten nur innerhalb einer Aussage definieren kann. Je nach Kontext kann ein und dasselbe Verb an zwei verschiedene Aktionsarten gebunden sein: il prend la vie du bon côté bzw. il prend un livre; il ramasse du bois bzw. il ramasse son mouchoir.
Bei der Gegenüberstellung von vollendet und unvollendet befinden wir uns eindeutig wieder auf der Ebene des Aspekts. Diese Opposition ist in der gesamten Konjugation zu finden und setzt einfache (manger, je mange usw.) und zusammengesetzte (avoir mangé, j’ai mangé usw.) Formen miteinander in Beziehung. Man spricht von unvollendet, wenn der Vorgang zum Zeitpunkt der Äußerung als beendet anzusehen ist. In einem Beispielsatz wie je marcherai bientôt oder je marchais quand il es arrivé findet mein Laufen «bald» oder «als er ankam» statt, während bei j’aurais marché oder j’avais marché der Vorgang im betreffenden Moment beendet sein würde bzw. beendet war.
In zeitlicher Hinsicht hat die vollendete Form genau den gleichen Wert wie die ihr entsprechende einfache Form: il a dormit stellt – in seiner «vollendeten» Lesart – ebenso ein Präsens dar wie il dort. Il a dormi wird dann interpretiert als «in diesem Moment befindet er sich in der Situation desjenigen, der zu schlafen aufgehört hat.» Wir werden noch sehen, dass das passé composé nicht nur als vollendete Form verwendet wird, sondern auch als eine perfektive Form der Vergangenheit.”
[Dominique Maingueneau: Linguistische Grundbegriffe zur Analyse literarischer Texte. Tübingen: Gunter Narr Verlag, 2000, S. 47‑48]
Impressum | Datenschutzerklärung und Cookies
Copyright © 1999-2018 Hispanoteca - Alle Rechte vorbehalten