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 DIFFÉRANCE nach Derrida

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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Vgl.:

Differenz

La definición de la différance de Derrida es parecida a la definición de un achipiélago: conjunto de islas unidas por aquello que las separa.

Différance

Der Begriff »différance« lässt sich nicht ins Deutsche übertragen. Er bezeichnet die die Differenzen erzeugende Tätigkeit und zugleich die Verzögerung der Präsenz, die durch das Hervortreten der Differenzen bewirkt wird. Die »différance« ist die substantivierte Form der beiden Verben »différencier« (Unterschiede setzen) und »différer« (aufschieben). Siehe dazu: Jacques Derrida, La différance, in Théorie d’emsemble, Paris 1968.”

[Gasché, Rodolphe, Übersetzer von J. Derrida: „Die Struktur, das Zeichen und das Spiel im Diskurs der Wissenschaften vom Menschen“. In: Lepenies, Wolf / Henning Ritter, Hanns (Hrg.): Orte des wilden Denkens. Zur Anthropologie von Claude Lévi-Strauss. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1970, S. 411 Anm.]

Différance

Ein von Jacques Derrida geprägter Neologismus, der die Bedeutung der DIFFERENZ und den Prozess des permanenten Aufschiebens subsumiert. Für Derrida ist die différance (von einigen deutschen Autoren durch die Neuprägung Differänz wiedergegeben) das Gegenteil des LOGOZENTRISMUS bzw. dessen Alternative. Während der Logozentrismus die Existenz feststehender, durch eine außersystemische PRÄSENZ oder einen außersystemischen Ursprung gesicherter BEDEUTUNGEN postuliert, impliziert die différance eine permanente Aufschiebung der Bedeutung, insofern als die Bedeutung durch den Unterschied anderen Bedeutungen gegenüber bestimmt und durch diesen Unterschied hervorgebracht wird, also flüchtig und nicht stabil ist. Bedeutung ist immer relational und niemals selbstpräsent bzw. selbstkonstituierend. Derrida diskutiert den différance‑Begriff in fast allen seiner Schriften, die klarste Darlegung findet sich aber vielleicht in Positionen (1986, 64ff), worin er drei Grundbedeutungen der différance unterscheidet:

Erstens verweist die différance auf eine (aktive und passive) Bewegung, die darin besteht, mittels Aufschub, Obertragung, Zurückstellen, Zurückweisung, Umweg, Verzögerung, Beiseitelegen zu unterscheiden ...

Zweitens ist die Bewegung der différance, insofern sie Unterschiedliches hervorbringt, insofern sie unterscheidet, die gemeinsame Wurzel aller begrifflichen Gegensätze, die unsere Sprache skandieren, Gegensätze wie, um nur einige Beispiele zu nennen: sinnlich wahrnehmbar/intelligibel, Intuition/Bedeutung, Natur/ Kultur usw ...

Drittens ist die différance auch die Herstellung, wenn man so sagen kann, jener Differenzen, jener Diakritizität, die Vorbedingung jeglicher Bedeutung und jeglicher Struktur sind; darauf haben sowohl die von Saussure ausgehende Linguistik als auch alle strukturellen Wissenschaften, die sie zum Vorbild nahmen, hingewiesen ... Von diesem Gesichtspunkt aus ist der Begriff der différance weder bloß strukturalistisch, noch bloß genetisch, weil eine derartige Alternative selbst eine Wirkung der différance ist. (1986, 41‑2)

Derrida hat auch eine Reihe alternativer Termini für den Begriff der différance vorgeschlagen, wie etwa (in Positionen) den Terminus gramma.

Aus dem bisher Gesagten geht eindeutig hervor, dass jeder Versuch einer sauberen Definition der différance von vornherein zum Scheitern verurteilt sein muss, denn die Bedeutung der différance, folgt man Derridas Argumentation, ist ebenso wie die Bedeutung jedes anderen Wortes, von der Differenz abhängig und wird unendlich aufgeschoben: Es existiert keine feste Präsenz, die die Bedeutung des Begriffs sicherstellen oder bestätigen könnte. Wäre das der Fall, würde der Theorie, die den Begriff hervorgebracht hat, jede Grundlage genommen.

Dennoch finden sich in vielen Darstellungen des Werks Derridas und der DEKONSTRUKTION oberflächliche Erläuterungen des différance-Begriffs, die die Problematik in keiner Weise erahnen lassen. Dem könnte man entgegnen, was Antonio in Shakespeares The Tempest über Gonzalos Beschreibung seines Idealstaates – in dem es keine Souveränität geben und in dem er, Gonzalo, als König regieren sollte – bemerkt: 'The latter end of his commonwealth forgets the beginning.' Alan Bass etwa, der englische Übersetzer von Derridas Die Schrift und die Differenz, schickt in seiner Einleitung voraus, daß die Bedeutungen des Begriffs 'zu zahlreich sind, um hier erschöpfend dargestellt werden zu können' (Derrida 1978, xvi). Damit fasst er nun aber seinerseits die Bedeutungen eines Wortes im Sinne des Logozentrismus als gewissermaßen endlich und zum Wort gehörend auf und negiert, dass die Bedeutungen selbst zum Gegenstand des Spiels der Differenzen werden.“

[Hawthorn, Jeremy: Grundbegriffe moderner Literaturtheorie. Tübingen und Basel: Francke, 1994]

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