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FALSCHE FREUNDE Falsos amigos (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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Vgl.: |
Interferenz |
„faux amis (negativer Transfer)
Scheinentsprechungen in zwei Sprachen. Nach H. W. Klein gibt es formale und semantische faux amis (une alarme: ein Alarm [Genus!] – la figure = Gesicht (für «Figur»; in Bezug auf den Körper sagt man «taille»). «Germanismen» erklären sich u. a. auch historisch durch den Bedeutungswandel von Wörtern, deren «Exportformen» jedoch in der Entwicklung stehengeblieben sind oder andere semantische Bereiche abdecken. Der «Friseur» ist heute in Frankreich der «coiffeur».” [Heupel, Carl, S. 68]
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“Faux Amis [frz. «falsche Freunde»]
Von Koessler-Derocquigny (1928) eingeführter Ausdruck für Paare von Wörtern aus verschiedenen Sprachen, die trotz ähnlicher Form verschiedene Bedeutung haben und daher zu Interferenz-Fehlern führen können. Z. B. dt. Figur vs. frz. figure ‘Gesicht’; dt. kalt vs. ital. caldo ‘warm’.” [Bußmann, H., S. 238]
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Die 6 Typen der „falschen Freunde“ (nach Cartagena/Gauger):
§ Semantische Interferenz bedingt durch materielle Ähnlichkeit. Beispiele:
span. la carta - dt. die Karte
Die beiden Wörter sind materiell ähnlich - sie haben ähnliche Lautformen (Signifikanten); semantisch sind sie jedoch verschieden (die Karte - la tarjeta, el mapa; la carta - der Brief)
§ Eine der zwei oder mehreren Bedeutungen stimmt mit der des materiell ähnlichen Wortes der anderen Sprache überein. Beispiele:
span. la dirección - dt. die Direktion, die Leitung; die Richtung; die Adresse;
Das span. Wort hat also drei große Bedeutungen, von denen nur zwei dem materiell ähnlichen dt. Wort entsprechen.
§ Eine Bedeutung des Wortes verteilt sich in der anderen Sprache auf zwei Wörter. Beispiele:
span. gustar - dt. schmecken; gefallen
= Beispiel für Polysemie (man kann nämlich nicht sagen, dass das span. gustar zwei Bedeutungen habe; das Wort hat im Span. eine einheitliche Bedeutung, die sich im Dt. auf zwei verschiedenen Wörtern verteilt findet)
span. sueño - dt. der Schlaf; der Traum
= Beispiel für Homonymie (die mit einem Signifikanten verbundenen Bedeutungen sind so verschieden, dass sie vom Sprachbewusstsein nicht als einem einzigen Wort zugehörend empfunden werden)
§ Gefahr der materiellen Interferenz. Beispiele:
la orquesta - das Orchester
hier besteht die Tendenz, die materielle Form des Wortes der einen Sprache auf das entsprechende, materiell sehr ähnliche Wort der anderen Sprache zu übertragen. Beispiele:
la copia (*la copía)
la cantidad (*la cuantidad)
la magia (*la magía)
el agosto (*el augusto)
§ Unterschiede im Genus bei materieller Ähnlichkeit. Beispiele:
el marco - die Mark
el minuto - die Minute
el rollo - die Rolle
§ aufgrund der materiellen Beschaffenheit eines Wortes und aus Gründen, die mit dem zusammenhängen, was das Wort bezeichnet, meint der Sprecher, das jeweilige Wort müsse im Span. ähnlich lauten. Beispiele:
die Banane - el plátano
braun - nicht *bruno, -a; sondern marrón oder moreno,-a;
der Film - nicht *el film(e); sondern la película;
Einige Beispiele für „falsche Freunde“, die sich dann ergeben, wenn der Deutschsprechende auch französisch, englisch und/oder italienisch spricht:
el aceite |
nicht *Essig (it. l’aceto), sondern das Öl |
alegre |
nicht *alegro (it. allegro) |
atender |
nicht *warten (frz. attendre), sondern beachten, bedienen, versorgen; |
bruto, a |
nicht *hässlich (it. brutto, a), sondern dumm, grob; |
el burro |
nicht *Butter (it. il burro, frz. le beurre), sondern der Esel; |
el carnet |
nicht *das Heft (frz. le carnet), sondern Ausweis, Führerschein; |
la concurrencia |
nicht *Konkurrenz (it. la concorrenza), sondern der Massenansturm |
la corbata |
nicht *la crabata (frz. la cravatte, it. la cravatta) |
embarazada |
nicht *behindert (frz. embarrassé, it. imbarazzato), sondern schwanger |
entender |
nicht *hören (frz. entendre), sondern verstehen (besonders akustisch) |
espeso |
nicht *oft (it. spesso), sondern dickflüssig |
eventualmente |
nicht *schließlich (engl. eventually), sondern eventuell |
el éxito |
nicht *der Ausgang (engl. exit), sondern der Erfolg |
exprimir |
nicht *ausdrücken, sprechen (it. esprimere), sondern ausdrücken (z. B. eine Zitrone) |
el fin |
nicht *la fin (frz. la fin) |
la gamba |
nicht *das Bein (frz. la jambe, it. la gamba), sondern die Krabbe |
guardar |
nicht *anschauen (it. guardare), sondern aufbewahren |
largo, a |
nicht *breit (frz. large, it. largo), sondern lang oder groß |
la minoría |
nicht *la minoridad (frz. la minorité) |
la naturaleza |
nicht *die Natürlichkeit (it. la naturalezza), sondern die Natur |
la ocurrencia |
nicht *der Vorfall (engl. occurrence, frz. l’occurrence), sondern der Einfall |
la oficina |
nicht *Werkstatt (it. la officina), sondern das Büro |
partir |
nicht *weggehen (frz. partir, it. partire), sondern teilen |
la pena |
nicht *die Feder (it. la penna), sondern die Mühe |
probar |
nicht nur beweisen (frz. prouver), sondern auch probieren |
pronto |
nicht *schnell, prompt (it. pronto, frz. prompt), sondern bald |
quitar |
nicht *verlassen (frz. quitter), sondern wegnehmen |
el recuerdo |
nicht *die Schallplatte (engl. record), sondern die Erinnerung |
salir |
nicht *verschmutzen (frz. salir), nicht *steigen (it. salire), sondern hinausgehen, ausgehen |
sentir |
nicht *hören (it. sentire), sondern fühlen, bedauern |
subir |
nicht *erleiden (frz. subir, it. subire), sondern steigen |
suceder |
nicht *folgen (frz. succéder), sondern passieren, sich ereignen |
la suerte |
nicht nur - neutral - das Schicksal (frz. le sort), sondern meist positiv das Glück |
la tabla |
nicht *der Tisch (frz. la table, it. la tavola, il tavolo), sondern das Brett, die Tabelle |
la toalla |
nicht *das Tischtuch (it. la tovaglia), sondern das Handtuch |
todavía |
nicht *jedoch, dennoch (it. tuttavia), sondern noch, noch immer |
volar |
nicht *stehlen (frz. voler), sondern fliegen |
[Cartagena/Gauger: Vergleichende Grammatik ..., Bd. II, S. 581-615]
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Der Begriff des «falschen Freundes»
„Sprachliche Fehlleistungen auf lexikalischem Gebiet können in der Regel auf folgende Ursachen zurückgeführt werden:
1. Der Sprecher überträgt unbesehen die Bedeutung(en) einer muttersprachlichen lexikalischen Einheit auf die fremdsprachige, weitgehend gleich lautende (homophone) und/oder gleich geschriebene (homographe) lexikalische Einheit.
2. In Analogie zum Deutschen vermutet der Sprecher im Spanischen die Existenz eines Lehnwortes aus einer anderen Fremdsprachen (Lateinisch, Französisch, Englisch), das jedoch im Spanischen nicht existiert.
3. Bei lexikalischen Einheiten, die im Deutschen und Spanischen weitgehend gleiche Bedeutungen aufweisen, werden häufig Unterschiede in Orthographie, morphologischer Struktur, Betonung und Genus nicht beachtet.“
[Wotjak, G., Herrmann, U., e. a.: Typische Fehler Spanisch. Berlin, u. a.: Langenscheidt, 1997, S. 6]
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Semantische falsche Freunde
„Das ist die Hauptgruppe. Dazu gehören die lexikalischen Einheiten, die in beiden Sprachen in gleicher oder sehr ähnlicher Form vorhanden sind. Die Ähnlichkeit in der Form suggeriert eine Bedeutungsgleichheit, die im Laufe der Sprachentwicklung wie auch im z. T. mehrfach vermittelten Entlehnungsprozess verloren gegangen ist. So hat beispielsweise das dt. Fremdwort Präsidium nicht die Bedeutung von sp. presidio, kann sp. éxito nicht als Äquivalent von Exitus betrachtet werden.
Partielle falsche Freunde
Bei dieser Gruppe besteht eine inhaltliche Übereinstimmung in einer oder mehreren, jedoch nicht allen Bedeutungen. Da diese lexikalischen Einheiten im Dt. auch oft deutlich als Fremd- oder Lehnwort empfunden werden, zieht der Sprachbenutzer daraus fälschlich den Schluss, dass sich alle Bedeutungen der lexikalischen Einheit entsprechen. Im Gegensatz zu dieser Vermutung lassen sich bei den partiellen falschen Freunden aber auch Bedeutungen nachweisen, die von der betreffenden zielsprachigen lexikalischen Einheit nicht abgedeckt werden. Beispiele:
agregado |
(Pol.) Attaché |
(Tech.) Aggregat |
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(Math.) Fazit |
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Zugabe |
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cálculo |
Rechnung, Berechnung, Kalkulation |
(Math. Log.) Kalkül |
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(Med.) Nieren-, Gallen-, Blasenstein |
Es fällt auf, dass der Gebrauch des Lehn- oder Fremdwortes im Dt. auf einen bestimmten Bereich beschränkt ist und somit auch eine Bedeutungseinschränkung gegenüber der spanischen lexikalischen Einheit vorliegt. Währen im Spanischen z. B. apendicitis medizinischer Terminus und gleichzeitig allgemeinsprachliche Bezeichnung ist, ist der Gebrauch von Apendizitis im Dt. auf den medizinischen Bereich beschränkt; als allgemeinsprachliche Bezeichnung wird Blindarmentzündung bevorzugt. Es sollte daher beachtet werden, dass diese falschen Freunde im Dt. zweifellos stärker als Fremdwörter empfunden und möglicherweise erst von einer bestimmten (höheren) Bildungsstufe an passiv beherrscht oder gar verwendet werden; im Sp. dagegen ist die Diskrepanz zur Allgemeinsprache – zumindest bei den lexikalischen Einheiten lateinischen Ursprungs – wesentlich geringer, wenn nicht gar in vielen Fällen überhaupt nicht nachweisbar. Dies hat zur Folge, dass nicht wenige partielle Freunde im Dt. durch eine z. T. deutlich geringere Gebrauchsfähigkeit gegenüber den entsprechenden spanischen lexikalischen Einheit charakterisiert sind, so dass für den Sprachgebrauch Vorsicht beim Umgang mit solchen formal und inhaltlich kongruierenden lexikalischen Einheiten angeraten scheint und im Dt. in vielen Fällen der Rückgriff auf das Erbwort stilistisch angemessener ist.
Die Hauptgruppe der semantischen falschen Freund enthält des Weiteren auch solche lexikalischen Einheiten, die vom deutschsprachigen Benutzer als Lehnwort aus dem Lateinischen, Französischen, Englischen usw. erkannt werden, im Spanischen jedoch nicht als erbwörtliche lexikalische Einheiten oder als Entlehnung (auch nicht in entsprechender morphologisch-phonetischer Adaption) existieren. Entlehnungen aus dem Lateinischen nehmen auch hier die Spitzenstellung ein. Es liegt im spezifischen Verhältnis des Deutschen und des Spanischen zum Lateinischen begründet, dass sich diese besondere Art von falschen Freunden gehäuft im deutsch-spanischen Teil findet.“
[Wotjak, G., Herrmann, U., e. a.: Typische Fehler Spanisch. Berlin, u. a.: Langenscheidt, 1997, S. 7-8]
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