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GUARANÍ (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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„Paraguay ist das einzige amerikanische Land, in dem eine indigene Sprache, nämlich das Guarani, sich bis heute als allgemeine Umgangssprache fast der gesamten Bevölkerung erhalten hat. Ein trauriges Paradoxon ist dabei, dass die ursprünglichen Träger dieser Sprache - die eingeborenen Völker der Tupi-Guarani-Sprachfamilie, die vor der Ankunft der Spanier im Bereich des heutigen Staates lebten - ihre Sprache nicht überlebt haben. Sie wurden ausgerottet oder marginalisiert. Wenn heute über 90% der Paraguayer das Guarani beherrschen und verwenden, hat das nichts mit der „Indianität“ dieser im allgemeinen als „mestizisch“ klassifizierten Bevölkerung zu tun, es weist auch noch nicht einmal auf eine Sympathie oder bewusste Affinität der Sprecher mit den Resten autochthoner Guarani-Kultur im eigenen Lande hin. Andererseits steht außer Zweifel, dass das strukturell vom Spanischen doch grundverschiedene guaraní paraguayo auch im Munde der Weißen seinen indianischen Charakter nicht gänzlich ablegt und sein Fortbestehen ein Grund dafür ist, dass die paraguayische Kultur „unter der Oberfläche“ viel Indianisches bewahrt hat. Für den Europäer, der sich mit Paraguay beschäftigt, bedeutet das zweierlei: zum einen bleiben ihm wesentliche Aspekte des ñande reko („unserer Art zu sein“) verborgen, wenn er sich nicht zumindest ansatzweise mit dem sprachlich-kulturellen Faktor Guarani befasst. Zum anderen bietet sich ihm die Chance, über das guaraní paraguayo, das uns als idioma conquistado y reducido nach 500 Jahren näher und viel leichter zugänglich ist als eine „echte“ Indianersprache, wie auf einer befestigten Brücke in die faszinierende Welt der indigenen Sprachen und Weltbilder vorzudringen.
Bedeutung und Verbreitung des Tupi-Guarani:
Das Guarani gehört zur Familie der Tupi-Guarani-Sprachen: es ist zwar nur eine von weit über 100 in Südamerika beheimateten Sprachfamilien, wohl aber im ostsüdamerikanischen Tiefland etwa zwischen den Guayanas und dem Rio de la Plata die geographisch am weitesten verbreitete Sprachgruppe, was bei der geringen indianischen Bevölkerungsdichte freilich nichts über die tatsächliche Sprecherzahl besagt. Dennoch ist - eben aufgrund der besonderen Gegebenheiten in Paraguay und den angrenzenden Gebieten das Guarani mit wohl über 4 Mio. Sprechern nach dem dialektal stark fragmentierten Quechua die wichtigste indigene Sprache Amerikas.
Bei der Ankunft der Europäer war praktisch die gesamte heutige brasilianische Küste von Tupi-Guarani-Völkern besiedelt, was sich einerseits bis heute in der Toponymie niederschlägt - z. B. sind ita („Stein“) oder para („Meer“) Bestandteil vieler Ortsnamen - und zum anderen darin, dass viele Pflanzen- und Tierbezeichnungen, die damals in Südamerika „entdeckt“ wurden, aus dem Tupi-Guarani in die europäischen Sprachen und den wissenschaftlichen Sprachgebrauch eingegangen sind: nach dem Griechischen und dem Latein steht es in dieser Hinsicht als „Lieferant“ an dritter Stelle (Ananas, Maracuja, Jaguar, Tapir, Piraña [”Teufelsfisch”], Petunie, Maniok/manihot esculenta etc.).
Einem Mythos zufolge waren Tupi und Guarani zwei Brüder, die in Streit gerieten (das Wort guarani wird unter anderem als „Krieger“ gedeutet) und sich schon in Urzeiten voneinander trennten. Guarani wanderte in die Gegend des heutigen Paraguay und sorgte dort für reiche, auch sprachliche Nachkommenschaft. Mit seinen Tupi-Verwandten, etwa in Guayana würde er sich auch heute sicher nicht mehr verstehen, wenngleich die für den Linguisten durchaus offensichtliche Ähnlichkeit räumlich so weit voneinander entfernter Sprachen verblüffend ist - umso mehr als die Gebiete, in denen sie liegen, doch nie politisch vereint waren wie etwa das Quechua-Sprachgebiet.“
[Wolf Lustig: Mba’éichapa oiko la guarani? Ein Portrait des guaraní paraguayo. In:
http://www.uni-mainz.de/~lustig/texte/guahispa.txt]
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Guaraní:
Lengua hablada hoy en el Paraguay y en regiones limítrofes, sobre todo en la provincia argentina de Corrientes.
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