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KONTRASTIVE GRAMMATIK

Gramática contrastiva

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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Vgl.:

Historisch-vergleichende Grammatik / Cultural Awareness

„Just as physicists understand the nature of physical elements by observing their behavior in various environments and in interaction with other elements, so we come to understand the nature of language by observing it in communication and in contact with other systems of communication. In analyzing the pragmatics of cross-cultural communication, we are analyzing language itself.“ 

[Tannen, D.: „The Pragmatics of Cross Cultural Communication.“ In: Applied Linguistics 5, Number 3, 1984, S. 189]

Kontrastive Grammatik

Neue Form der Grammatik, die auf den Grundsätzen der Kontrastiven Linguistik beruht. Bis heute liegen auf diesem Gebiet erst vereinzelte Ergebnisse vor (zwischen Deutsch und Französisch von Ch. Bally, A. Malblanc). Seit 1959 werden am Center for Applied Linguistics in Washington unter Leitung von Ch. A. Ferguson kontrastive Vergleiche der wichtigsten Schulsprachen unternommen. K. Gr. sollte eine praxisorientierte Grammatik sein, die auf die Eliminierung des negativen (proaktiven) Transfers eingerichtet ist. Sie müsste ebenso die Ausgangs- wie die Zielsprache ins Auge fassen und besonders die Interferenzerscheinungen der beiden Sprachen herausstellen. Wir brauchten eine moderne Grammatik der zu erwartenden Fehler zur Fehler-Prophylaxe.“ [Heupel, C., S. 127-128]

Kontrastive Grammatik

„Der Gedanke, Sprachen zu vergleichen, ist schon sehr alt und erlebte besonders im 18. und 19. Jahrhundert, vor allem in Deutschland, einen Höhepunkt in der vergleichenden Sprachwissenschaft. Das Hauptinteresse dieser vorwiegend historisch orientierten Disziplin galt der Rekonstruktion einer Ursprache aufgrund genauer Vergleiche zwischen verschiedenen Sprachen. So konstruierte z. B. A. Schleicher eine indogermanische Ursprache und forderte in Analogie dazu die Rekonstruktion weiterer solcher Ursprachen. Ohne Zweifel lag der Schwerpunkt dabei auf der Phonologie, Morphologie und Lexis und nicht so sehr auf der Syntax. Der Ausdruck vergleichende oder komparative Sprachwissenschaft empfiehlt sich deswegen nicht, weil er im wissenschaftlichen Lexikon bereits den vorher genannten Stellenwert besitzt. Der ebenfalls anzutreffende Terminus konfrontative Grammatik verdankt seine Existenz im wesentlichen dem Eindruck, dass die kontrastive Linguistik es vorrangig mit Unterschieden zwischen sprachlichen Systemen, nicht aber mit Gemeinsamkeiten zu tun hat. Dieser Eindruck mag dadurch entstanden sein, dass die kontrastive Linguistik in ihrem Anfangsstadium in der Tat ihr Augenmerk zunächst einmal vor allem auf Unterschiede richtete, weil sie im Hinblick auf den Fremdensprachenunterricht annahm, dass diese besonderen Schwierigkeiten beim Lernprozess darstellen. Zu einer solchen Differentialgrammatik wäre man aber in jedem Falle nur auf dem Weg der Gesamterfassung der Sprache gekommen, wozu natürlich auch die Gemeinsamkeiten gehören. In keinem Fall war an ein Ausschließen der Gemeinsamkeiten gedacht. Man kann höchstens so weit gehen zu behaupten, dass die Differenzen im Vordergrund des Interesses standen. Diese Akzentsetzung scheint uns aber nicht die Anwendung des neuen Terminus konfrontativ zu rechtfertigen. Deswegen wird in diesem Reader auch an den Ausdruck kontrastiv festgehalten.“ (Nickel 1972: 8f.)

[Abraham, Werner: Terminologie zur neueren Linguistik. Tübingen: Niemeyer, 1988, Bd. 1, S. 251]

„Der Sprachbesitz fügt sich aus zwei Grundbestandteilen zusammen: Lexikon und Grammatik. Das Lexikon ist ein Arsenal von Wörtern, die als „Niederschriften“ im Bewusstsein der Sprechenden bereitliegen. Dass der Grenzverlauf zwischen Lexikon und Grammatik nicht durchweg klar ist, ist bekannt und soll nicht bestritten werden. Dies trifft zum Beispiel für die – schlecht so genannte – Wortbildung zu. Doch ist dies kein Einwand gegen die Berechtigung der Unterscheidung zwischen Lexikon und Grammatik. Übrigens kommt noch ein dritter Bereich zu Lexikon und Grammatik hinzu: der des Suprasegmentellen, die Intonation. Die Grammatik ist eine komplex organisierte Gesamtheit weithin – keineswegs durchweg – miteinander in Zusammenhang stehender einzelner Elemente. Ein einzelnes Element kann entweder eine materielle Form mit einer oder mehreren inhaltlichen Funktionen sein, oder es kann sein, was man „grammatische Regel“ nennt, also ein grammatischer Sachverhalt, oder besser: die Formulierung eines solchen Sachverhalts nach dem Schema „wenn ..., dann ...“. Vergleicht man die Elemente der Grammatik zweier Sprachen, ergibt sich natürlich, dass sie zum Teil gemeinsam sind und sie sich zum Teil – so oder so – unterscheiden. Der Sachverhalt lässt sich durch das Bild zweier sich überschneidender Kreise veranschaulichen. [...]

Was heißt Gemeinsamkeit im Blick auf die beiden Arten von Elementen der Grammatik? Für die Regeln heißt Gemeinsamkeit, dass sie, in beiden Grammatiken, in analoger Weise zu formulieren sind. Für die materiellen Elemente meint Gemeinsamkeit natürlich nicht deren Identität. Diese schließt die Verschiedenheit der Sprachen ja gerade aus; Sprachverschiedenheit im Inhaltlichen mag hinzukommen. Bei der Gemeinsamkeit von Elementen, die wir im Auge haben, geht vielmehr darum, dass für eine bestimmte inhaltliche Funktion oder für mehrere bestimmte inhaltliche Funktionen in beiden Sprachen besondere materielle Formen vorliegen. [...]

Was heißt Verschiedenheit im Blick auf die Elemente beider Grammatiken? Wie meinen damit erstens verschieden zu formulierenden grammatischen Regeln, andere „wenn ..., dann ...“- Verhältnisse in Bezug auf vergleichbare materiell-inhaltliche Formen. Zweitens meinen wir das Vorliegen – vom Typ, vom grammatischen Charakter her – verschiedener materieller Formen für analoge inhaltliche Funktionen. Drittens meinen wir die Verschiedenheit im Inhaltlichen der Verwendung materieller Formen, die von ihrem Inhalt her analog sind. Hierher gehören auch Unterschiede in der Frequenz. Viertens meinen wir das Vorliegen materieller Elemente für bestimmte Inhaltsfunktionen in einer der beiden Sprachen und deren Fehlen in der anderen. Als Beispiel für die erste Art von Verschiedenheit können die Regeln der Konjunktivsetzung genannt werden. Als Beispiel für die zweite das Vorliegen (vom Typ her) verschiedener materieller Formen für die analoge Inhaltsfunktion „Genitiv“. Für die vierte – Anwesenheit eines materiellen Elements für bestimmte Inhaltsfunktionen – wäre zu nennen etwa das Fehlen des so genannten Umlauts im Spanischen als Mittel der Flexion, oder die Anwesenheit einer zweiten zentralen Kopula im Spanischen, genauer: die Anwesenheit einer – im Deutschen nicht vorliegenden – „Opposition“ zwischen zwei Kopulaverben im Spanischen (ser und estar).

Was das rein Inhaltliche der Grammatikelemente beider Sprachen betrifft, so müssen wir davon ausgehen, dass es keines gibt, das in der jeweils anderen Sprache nicht auch – irgendwie – ausgedrückt werden könnte. Was die eine Sprach mit diesem oder jenem Element ihrer Grammatik bewerkstelligt, kann die andere, wenn es darauf ankommt – also etwa in der sich um Genauigkeit mühenden Übersetzung eines Textes – auf andere Weise bewerkstelligen. Der Unterschied lieg da oft nur in der Knappheit, der Ökonomie, der mehr oder minder großen Schwerfälligkeit des Ausdrucks. Im Bereich des Lexikons wären wir in dieser Hinsicht weniger sicher: hier ergibt sich – gerade in der Übersetzung – doch gelegentlich die Situation, dass etwas nicht, oder allenfalls bloß durch einen sprachlichen (metaphorischen) Kommentar zur Ausgangssprache, übersetzt werden kann. Entscheidend ist aber eigentlich nicht, was eine Sprache sagen kann: entscheidend ist, dass die eine Sprache, von ihrer grammatischen Anlage her, sagen muss, was die andere zwar sagen könnte, meist aber auf sich beruhen lässt. Die Unterscheidung zwischen Imperfekt (pretérito imperfecto) und einfachem Perfekt (pretérito perfecto simple) des Spanischen ist hierfür ein gutes Beispiel: Im Deutschen könnte man den Aspektunterschied, wenn nötig, ebenfalls – mit anderen Mitteln – explizieren; man tut es jedoch zumeist nicht, weil man es, im Unterschied zum Spanischen, von der grammatischen Anlage her, nicht zu tun braucht. Die Schwierigkeit für denjenigen, der – vom Deutschen herkommend – auf Spanisch sich auszudrücken hat, besteht darin, dass ihn die grammatische Organisation des Spanischen auf Schritt und Tritt zu einer Entscheidung zwingt, die seine eigene Sprach nicht von ihm fordert. Eine Entscheidung, welche die spanisch Sprechenden mit der Sicherheit des Traumwandlers treffen, die ihm aber außerordentlich schwerfällt. Also: es fällt ihm erstens schwer, sich daran zu gewöhnen, dass er sich entscheiden muss, zweitens fällt ihm aber auch die Entscheidung selbst – Imperfekt oder Perfekt – schwer. [...]

In der folgenden Zusammenstellung suchen wir die vielfach übliche missverständliche metaphorische Verwendung eines Sprachennamens als Subjekt zu vermeiden: Wir sagen also nicht: das Deutsche zieht es vor ..., oder das Spanische vermeidet .... Sprachen sind keine Subjekte; sie sind „Techniken“ des Sprechens, spezifische Modi menschlichen Sprechens überhaupt, deren sich Subjekte bedienen. Die hypostasierende Verdinglichung der Sprache zum Subjekt, zum intelligenten Subjekt, ist der historischen (junggrammatischen) Sprachbeschreibung ebenso geläufig wie der synchronisch strukturalistischen. Sie ist verhängnisvoll. Es mag übrigens offenbleiben, inwieweit die Subjekte in dem, was sie sprachlich äußern, durch ihre jeweilige Sprache bestimmt sind: eine Sprache ist ja in der Tat nicht bloßes Mittel, um etwas auszudrücken, wenngleich sie dies auch ist. Eine Sprache ist eher ein Medium als ein Mittel.“ 

[Gauger/Cartagena: Vergleichende Grammatik Spanisch-Deutsch. Mannheim u.a.: Duden, Bd. 2, S. 333ff.]

"Die Kontrastive Linguistik beschäftigt sich unter synchronem Aspekt mit Unterschieden und Übereinstimmungen zwischen zwei oder mehreren Sprachen.  Während die Kontrastive Linguistik sich auf die rein synchrone Perspektive  beschränkt, sieht die historisch-vergleichende Sprachwissenschaft, die  sich im 19. Jh. entwickelte, ihre Aufgabe darin, genetisch verwandte  Erscheinungen zwischen Einzelsprachen zu ermitteln, in ihrer historischen  Entwicklung zu verfolgen und letztlich Ursprachen zu entdecken oder zu  rekonstruieren. Die Kontrastive Linguistik ist vorwiegend systemorientiert. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass sie ihre Entstehung dem Strukturalismus verdankt. Die Kontrastive Linguistik als eigenständige Disziplin entwickelte sich im Gefolge des amerikanischen Strukturalismus.  Die Frage, welches Grammatikmodell der kontrastiven Analyse zugrunde gelegt werden sollte, gehört zu den meistdiskutierten Problemen der Kontrastiven Linguistik. Die Tatsache, dass die Kontrastive Linguistik kein eigenes Grammatikmodell entwickelt und sich nicht auf ein bereits vorliegendes Modell festgelegt hat, brachte ihr verschiedentlich den Vorwurf der mangelnden theoretischen Fundiertheit, der Unsystematik und des Eklektizismus ein.  Die Frage nach dem Verhältnis von Kontrastiven Linguistik und Übersetzungswissenschaft ist noch immer nicht völlig geklärt. Die Kontrastive Linguistik kann für die Übersetzungswissenschaft eine wichtige Grundlage bilden, sofern sie ihre traditionelle langue- Orientierung überwindet und sich auf den Bereich der Norm ausdehnt. Ein entscheidender Unterschied zwischen Kontrastiven Linguistik und Übersetzungswissenschaft besteht jedoch darin, dass in der Übersetzungswissenschaft auch außersprachliche Faktoren einbezogen werden."

[Beerbom, Christiane: Modalpartikeln als Übersetzungsproblem. Eine kontrastive Studie zum Sprachenpaar Deutsch - Spanisch. Frankfurt/M. u.a.:  Peter Lang, 1992, S. 83ff]  

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