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PARAMETER Parámetro (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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Vgl.: |
Modularitätsprinzip |
„Parameter
Veränderliche Größe in einem System; in der Grammatik diejenigen Größen, nach denen sich Sprachen voneinander unterscheiden können (z.B. Reihenfolge Verb-Objekt gegenüber Reihenfolge Objekt-Verb.“
[Pinker, Steven: Der Sprachinstinkt. Wie der Geist die Sprache bildet. München: Knaur, 1998, S. 533]
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„Parameter
In der generativen Transformationsgrammatik Variable (= Parameter) in Regeln oder Regelbeschränkungen der Universalgrammatik (UG), deren Werte erst in den Einzelsprachen bestimmt werden. Die Setzung eines bestimmten Parameters, d.h. die Bestimmung von Werten für die Parameter, impliziert somit eine bestimmte einzelsprachliche, mit der UG verträgliche Grammatik: Der Lernende wählt innerhalb eines von der der UG vorgegebenen Spielraums eine bestimmte einzelsprachliche Option aus. Ein solches System von universalgrammatischen »Prinzipien und Parametern« muss insbesondere mit Theorien des Spracherwerbs verträglich sein. Daher wird oft angenommen, dass die UG für bestimmte Parameter Vorgaben in Form von unmarkierten Werten macht, die im Laufe des Spracherwerbs aufgrund externer Evidenz (durch die Daten) verändert werden können.
Nach Maßgabe des jeweiligen Bereichs der Grammatik wird dabei die syntaktisch »lokalste« Domäne als unmarkiert vorausgesetzt, welche bei einem möglichen Konflikt mit einzelsprachlichen Daten dann zu einem weniger lokalen Bereich erweitert werden muss. Parameter gestatten es einerseits, kerngrammatische Prinzipien flexibler zu formulieren, indem sie bestimmte Einzelheiten »offenlassen, andererseits stehen sie aber auch mit bestimmten Prognosen über den Spracherwerbsmechanismus und mit Theorien über die Markiertheit einzelsprachlicher Phänomene in Wechselwirkung, vgl. Bindungstheorie (GB-Theorie)«. [Bußmann, H., S. 557-558]
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“Modularität
Der Konzeption des Modularismus zufolge ist der menschliche Geist ein zu unterteilender Komplex von verschiedenen Fähigkeiten. Im Holismus dagegen wird die These vertreten, dass der Geist ein unteilbares Ganzes darstellt, das von einer Reihe fundamentaler Prinzipien determiniert wird.
Der modulare Ansatz basiert auf Thesen, die bereits in der Neurologie des vorigen Jahrhunderts postuliert wurden. Grundannahme dieser Forschung war und ist, dass sich kognitive Funktionen voneinander abgrenzen und im Gehirn lokalisieren lassen. [...]
In der neueren linguistischen Forschung hat sich bezüglich der Frage nach der Organisation unserer kognitiven Fähigkeiten vorrangig die Modularitätskonzeption etabliert. Dieser Konzeption liegt die Annahme zugrunde, dass die menschliche Kognition ein komplexes System verschiedener Subsysteme darstellt, die sich durch bestimmte Charakteristika hinsichtlich ihrer Struktur und Funktion unterscheiden, also jeweils eigenen Gesetzmäßigkeiten folgen. Die Subsysteme fungieren als Module, d.h. jedes Modul weist als kognitives Wissenssystem eine ihm inhärente Struktur auf, die sich nicht durch die Struktureigenschaften eines anderen Moduls erklären lässt. Die Modularitätsthese besagt also, dass der menschliche Geist nach dem Prinzip der Arbeitsteilung funktioniert, d.h. so organisiert ist, dass verschiedene Subsysteme verschiedene Funktionen ausüben. So kann ein Modul für das Erkennen von Gesichtern verantwortlich sein, ein anderes für das Erkennen geschriebener Wörter. Die Effektivität und die Komplexität unseres Verhaltens erklärt sich aus den wechselseitigen Beziehungen der Kenntnissysteme. Bei bestimmten Verhaltensformen interagieren verschiedene Systeme miteinander (z.B. bei einer Objektbeschreibung das perzeptuelle, das sprachliche und das konzeptuelle Wissenssystem).
Modularität ist dabei zunächst eine strukturelle Eigenschaft kognitiver Systeme.”
[Schwarz, Monika: Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 21996, S. 24-25]
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„Nach der Autonomiehypothese der generativen Grammatik hat die formale Komponente der menschlichen Sprachfähigkeit, als der Grammatik, den Status eines Moduls, d.h. eines autonomen Systems, das Gesetzmäßigkeiten aufweist, die sich nicht durch die Interaktion allgemeiner kognitiver Prinzipien oder die Gesetzmäßigkeiten anderer Kenntnissysteme erklären lassen.
Das Problem der Modularität steht in engem Zusammenhag mit der Frage nach der Entwicklung der grammatischen Komponente: Stellt der Grammatikerwerb einen autonomen (nur von sprachspezifischen Prinzipien determinierten) Prozess dar, oder wird die Grammatik unter Beeinflussung allgemein-kognitiver und sozialer Faktoren und mit Hilfe von generellen Lernstrategien erworben?
Das logische Problem des Spracherwerbs besteht darin, dass Kinder trotzt unvollständiger und zum Teil fehlerhafter Evidenz in einem relativ kurzen Zeitraum die Grammatik der jeweils zu erwerbenden Sprache erschließen. [...]
In der neuesten Forschung ist ein alternativer Erklärungsansatz vorgeschlagen worden: das Parametermodell:
»We no longer consider UG [Universalgrammatik] to provide a format for rule systems and an evaluation metric. Rather, UG consists of various subsystems of principles ... many of which are associated with parameters that have to be fixed by experience. The parameters must have the property that they can be fixed by quite simple data, since this is what is available to the child; the value of the head-parameter, for example, can be determined from such sentences as >John saw Bill< (versus >John Bill saw<).« (Chomsky 1986:30)
In der Parametertheorie nimmt man nun an, dass die für den Erwerb einer bestimmten Grammatik notwendigen universellen Prinzipien Parameter enthalten, deren Werte erst auf der Basis des sprachlichen Inputs besetzt werden. UG umfasst somit eine Menge von Prinzipien, die in jeweils begrenzten Werten für bestimmte Parameter variieren können. Die Festlegung oder Fixierung der verschiedenen Parameterwerte ergibt dann eine mögliche Grammatik. Der Spracherwerb ist damit der Prozess, der die unspezifischen Werte der UG-Parameter festlegt (s. Chomsky 1988).“
[Schwarz, Monika: Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 21996, S. 110-113]
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„Festzuhalten bleibt, dass sich das hier nur ganz grob skizzierte Parametermodell zur Erklärung des Problems der mangelnden negativen Evidenz gut eignet. Der Vorgang der Parameterfestlegung ist aber noch zu vage und global umschrieben, um allen Erwerbsphänomenen im grammatischen Bereich gerecht werden zu können. Es bedarf zudem genauerer Angaben zur internen Struktur des Lernmechanismus, der über die Parameterbelegungen entscheidet. Welche Strategien benutzt er, und wie sind diese Strategien im Rahmen eines psychologisch plausiblen Verarbeitungsmodells zu beschreiben?“
[Schwarz, Monika: Einführung in die Kognitive Linguistik. Tübingen und Basel: A. Francke Verlag, 21996, S. 114]
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„Modularität
Eine Grammatik einer Einzelsprache, in unserem Fall des Deutschen, beschreibt die Regeln, Einheiten, Parameter und Prinzipien, die unsere Sprachkenntnis ausmachen (Kompetenz). Anders als traditionelle Grammatiken besteht eine Generative Grammatik aus verschiedenen Komponenten, die autonom sind, aber beim strukturellen Aufbau von Sätzen zusammenwirken. Wenn eine Theorie der Sprache ein solches Design hat, so handelt es sich um eine modulare Grammatik. Besonders ausgearbeitet ist dieses Konzept der Modularität in der Syntax. Kasustheorie und θ-Theorie z.B. sind autonome Module mit ihren eigenen Aufgaben; wie jedoch die Sichtbarkeitsbedingung belegt, bereitet die Kasustheorie das Zusammenspiel beider Komponenten vor.
Konstruktionsunabhängigkeit der syntaktischen und lexikalischen Prinzipien ist nur möglich, wenn man eine Grammatik hat, deren Teiltheorien modular zusammenwirken. [...] Und ohne eine modulare Grammatik könnten wir nur sehr bedingt die Selektivität sprachlicher Ausfälle voraussagen. Denken Sie nur einmal an die selektive Störung funktionaler Kategorien im Agrammatismus oder an die Zerstörung der CV-Schicht bei phonologischen Paraphasien.
Psycho- und neurolinguistische Erkenntnisse belegen schließlich, dass unsere mentalen Vermögen autonome Module sind. Eine Störung der Sprache ist eben nicht gleichzeitig eine Störung der Kommunikationsfähigkeit bzw. des Wissens über die Welt. Solche Erkenntnisse begründen damit auch die Notwendigkeit, die Struktur menschlicher Sprachen unabhängig von deren Funktion zu erforschen.“
[Keller, Jörg / Leuninger, Helen: Grammatische Strukturen – Kognitive Prozesse. Ein Arbeitsbuch. Tübingen: Gunther Narr, 1993, S. 241-242]
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