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RELATIONALE GRAMMATIK Gramática relacional (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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Vgl.: |
Funktionale Grammatik / Kasusgrammatik / Transitivitätshypothese von Hopper und Thompson / Antipassiv / Ergativitätshypothese / Absolutivsprache / Ergativsprache / Absolutiv / Unaccusative Hypothesis |
„Relationsgrammatik (engl. Relational Grammar)
Von Postal und Perlmutter entwickelter Grammatiktyp, dessen Hauptcharakteristik FUNKTIONAL ist. D. h. in die formale Formulierung gehen Funktionen statt Kategorien (Wortarten) ein; genauer: die Satzfunktionen wie SUBJEKT, INDIR. OBJEKT, DIR. OBJEKT, PRÄPOS. OBJEKT sind Basisterme und werden nicht durch Kategorien und formale Beziehungen zwischen diesen Kategorien definiert (so wie in der generativen Syntax). Der Transformationsoperation entspricht eine Operation über ungeordnete Abhängigkeitsnetze, die durch grammatische Relationen bestimmt sind und in Form von Dependenzbäumen dargestellt werden. Die lineare Abfolge ist eine Erscheinung der Oberflächenrealisierung und spielt in keiner der grundlegenden Darstellungen der grammatischen Vernetzung eine Rolle (dies im Unterschied zur generativen Syntax).“ [Abraham, Werner, S. 690]
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„Relationale Grammatik
Als Gegenentwurf zur Transformationsgrammatik der 60er Jahre von D. M. Perlmutter, P. M. Postal, D. E. Johnson u.a. konzipiertes Modell einer Universalgrammatik. Eine Grundannahme der R. G. ist, dass grammatische Relationen (wie Subjekt und Objekt) eine zentrale Rolle in der Syntax natürlicher Sprachen spielen. Damit distanziert sich die R. G. von universalgrammatischen Modellen, die bei der Formulierung von syntaktischen Regeln und bei der Einführung der grammatischen Relationen von Konstituentenstruktur-Begriffen ausgehen. Da man für grammatische Relationen keine für alle Sprachen gültige Definition geben kann, ist es der Transformationsgrammatik der 60er Jahren nicht gelungen, universelle Phänomene (wie z.B. das Passiv) als einheitliche Regularität aller Sprachen der Welt zu beschreiben. Dies motiviert zwei Grundannahmen der R. G.:
(a) Grammatische Relationen sind nicht weiter analysierbare, primitive Konzepte;
(b) Syntaktische Konstituentenstruktur-Repräsentationen sind ungeeignet für die Beschreibung universeller Regularitäten.
Stattdessen werden Sätze mittels relationaler Netzwerke analysiert. Diese enthalten im wesentlichen einen Satzknoten, von dem »Bögen« für das Prädikat und dessen Argumente ausgehen. Jedes abhängige Element steht auf jeder Beschreibungsebene in genau einer grammatischen Relation zu seinem regierenden Satzknoten. Die wichtigsten grammatischen Relationen sind: Subjekt (bzw. die 1- Relation), Direktes Objekt (bzw. die 2-Relation), Indirektes Objekt (bzw. die 3-Relation), Genitiv, Lokaltiv, Instrumental und Benefaktiv. Folgender Bogengraph illustriert das relationale Netzwerk des Satzes That book was reviewed by Louise:
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1, 2 und P repräsentieren die grammatischen Relationen »Subjekt«, »Direktes Objekt« bzw. »Prädikat« auf zwei syntaktischen Ebenen, die durch Koordinaten-Halbkreise (ci, cj) dargestellt werden. Das illustrierte Netzwerk rekonstruiert die Passivbildung wie folgt: das direkte Objekt der ci-Ebene wird zum Subjekt der cj-Ebene und das Subjekt der ci-Ebene trägt auf cj-Ebene keine grammatische Relation zum Prädikat bzw. übernimmt eine als Chômeur (frz. ‘Arbeitsloser’) bezeichnete Funktion. Die Konstituentenstruktur des Satzes, die lineare Abfolge und die morphologische Markierung der Satzelemente werden nicht berücksichtigt.
Spezifisch für die R. G. ist die Annahme mehrerer sukzessiver syntaktischer Ebenen und somit mehrerer grammatischer Relationen, die ein Element in einem gegebenen Satz zum Satzknoten eingeht. Das ist eine natürliche Konsequenz der relationalen Grammatikkonzeption und hängt damit zusammen, dass ein Element in sehr vielen Fällen nicht eindeutig als Träger einer bestimmten grammatischen Relation identifiziert werden kann, sondern z.B. teils Subjekt., teils Objekt-Eigenschaften aufweist (vgl. Ergativitätshypothese). Die R. G. untersucht sprachübergreifende Phänomene wie Passiv, Verbkongruenz, Reflexivierung, für deren Beschreibung sie u.a. universelle Hierarchie-Gesetze aufgestellt hat. Zu den neueren Entwicklungen der R. G. zählt die »Arc Pair Grammar«.“ [Bußmann, H., S. 641-642]
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„Grundzüge der Relationalen Grammatik:
In den 70er Jahren hatte sich in der Linguistik ein starkes Interesse für universal wirksame Prinzipien in den grammatischen Beziehungen der Satzglieder zueinander bemerkbar gemacht. Untersuchungen dieser Thematik wurden in zahlreichen Sprachen, insbesondere solchen mit großer Distanz zur indo-europäischen Sprachgruppe, durchgeführt. Von David Perlmutter und Paul Postal wurde aus der Hierarchie der grammatischen Relationen und ihren Verknüpfungen die Relationale Grammatik (Relational Grammar) entwickelt und der Transformationsgrammatik gegenübergestellt. Eine weitgehende Systematisierung erreichte sie als Bogenpaargrammatik (Arc Pair Grammar), die jedoch wegen ihres umfangreichen formalen Apparates keine große Popularität gewonnen hat; dieser steht dem Ziel, der RG größere Transparenz und Systematik zu verschaffen, gerade infolge seiner Komplexität im Wege. Der fragmentarische Charakter der RG lässt zuerst eine Darstellung ihrer Grundzüge sinnvoll erscheinen.
Die RG führt zwei neue Konzepte ein:
(a) „The grammatical relations needed for individual grammars and for cross-linguistic generalizations cannot be defined in terms of other notions, but must be taken as primitive notions of syntactic theory.
(b) it is necessary to posit distinct syntactic (i.e. nonsemantic, nonthematic) levels.“ (Perlmutter, 1983a: X)
Sofern die in (a) und (b) dargelegten Prinzipien erkennbar die Basis der Analyse bilden, kann man von einem voll ausgebildeten RG-Konzept sprechen. Spätestens seit der Veröffentlichung von Toward a Universal Characterization of Passivization (Perlmutter/Postal, 1983a) hat sich die RG als selbständige theoretische Richtung konstituiert, die sich vom strukturalistisch-transformationellen Ansatz abwendet. Auf der Untrennbarkeit der beiden Grundannahmen beharrend, entwickelte die RG ein erstaunliches Erklärungspotential für intra- und interlinguistische Sachverhalte, an dem sich andere Theorien zu Recht messen lassen müssen.
Die Problematisierung des Aktiv-Passiv-Phänomens ist sowohl Ausgangspunkt als auch Kernstück der RG. Perlmutter und Postal wollen damit einerseits universale Aussagen über Passivierung, andererseits generelle Aussagen über linguistische Prinzipien und Strukturen machen. Die wichtigsten sind bereits in den Grundkonzepten formuliert. Diese implizieren eine grundsätzliche Annahme über die Beschaffenheit von Sprachen überhaupt, nämlich die universale Anwendbarkeit der konstituierenden Begriffe Subjekt, direktes Objekt usw., d. h. der grammatischen Relationen. [...]
Basisstrukturen sind von Non-Basistrukturen zu unterscheiden. Non-Basistrukturen bestehen aus Kombinationen von Basisstrukturen, die zerlegt werden und dann in der Analyse denselben Prinzipien folgen. Zwischen linguistischen Elementen und ihrer übergeordneten Sinneinheit, dem Basissatz, bestehen grammatische Relationen, die graphisch dargestellt werden können als bogenförmig gezeichnete Verbindung, genannt Bogen (Arc), der mit dem Namen der betreffenden grammatischen Relationen (GR) etikettiert wird.
Dieser Name ist eine Benennung in Ziffern oder Worten gemäß der Rangordnung in der Satzgliedhierarchie. Heißt die grammatische Relation z.B. 1, so bedeutet der Bogen zwischen den Elementen, 1-Arc (1 - Bogen) genannt, das das unten stehende Element die Beziehung 1 zur übergeordneten komplexen Entitäten e (Basissatz) trägt und somit Subjekt dieser Entität ist, die als bestimmter Typ einer größeren Anzahl von Satzmustern auch mit einer Zahlbenennung versehen werden kann. Innerhalb einer solchen Entität e treten mehrere unterschiedliche grammatische Relationen auf. Man nehme z.B. an, es seien vier Elemente mit jeweils verschiedenartigen grammatischen Beziehungen zur übergeordneten Phrase eines Typs mit der serialen Bezeichnung Satz 55 vorhanden. Ihre GRs seien P, 1, 2 und 3.
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Da alle Elemente in Beziehung zu der gleichen Phrase stehen, lässt sich die Darstellung durch eine einmalige Repräsentation der Entität e vereinfachen.
Es entsteht ein Graph als Ausdruck des Beziehungssystems (Relational Network, RN) in diesem Basissatz, das die Art und Weise der Verknüpfung aller Elemente als Knoten dieses Netzwerkes mit der übergeordneten Entität ausdrückt. Die GRs (= grammatischen Relationen) eines RNs für einen bestimmten Satzty sind für verschiedenste lexikalische Einträge offen, vorausgesetzt, sie erfüllen jeweils die von den grammatischen Relationen vorgegebenen Bedingungen. Die einzelnen Satzglieder werden als terminale Elemente bezeichnet. Diese terminalen Elemente (terminale Knoten) haben gegenüber dem non-terminalen Element, der Entität e, Priorität. Eine phonologische Repräsentation der Entität e vom Typ 55 mit passenden terminalen Elementen aus dem Lexikon könnte dann lauten:
(1) Naomi gab mir das Buch
Das RN für diese Entität e kann in folgender Form dargestellt werden:
(1’) Das RN (= Beziehungssystem) von (1) als Bogendiagramm
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Damit ist unter Hinnahme einiger Vereinfachungen die grammatische Struktur des ganzen Satzes repräsentiert. Die dargestellte Satzstruktur mit allen grammatischen Beziehungen beruht auf Prinzipien, die mit den semantischen Rollen der einzelnen Satzteile zusammenhängen.
Das in (1’) vorgestellte RN ist noch unvollständig, stellt jedoch bereits in diesem Stadium seine Leistungsfähigkeit als universal anwendbarer Parameter unter Beweis. Trotz großer Unterschiede in Wortfolge und Verbmorphologie zwischen dem Deutschen und dem Japanischen macht die Graphendarstellung des entsprechenden RN-RNs die Identität der Strukturen sichtbar.
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Das Begriffs- und Notationssystem der RG fungiert als Tertium Comparationis, mit dessen Hilfe sich Sprachen in verblüffender Weise vergleichen lassen.“
Die Anwendung des RG-Konzepts auf Aktiv-Passiv-Konversen wie in
a) Louise reviewed that book.
b) That book war reviewed by Louise.
zwingt zu der Annahme des dritten tragenden Prinzips, dem Prinzip verschiedener syntaktischer Ebenen. Die beiden Sätze stehen durch die semantisch-logischen Verhältnisse in einem objektreferenzidentischen Verhältnis; sie beziehen sich auf den gleichen Sachverhalt.
Dennoch sind die grammatischen Beziehungen der terminalen Knoten in a) und b) zur non-terminalen, übergeordneten Entität nicht identisch. Daraus folgt, dass ein terminaler Knoten mehr als eine grammatische Beziehung in Bezug auf seine non-terminale Entität e (non-terminales Elemente) haben kann. Die Knoten des Aktiv- und Passivsatzes bilden ein gemeinsames RN (= Beziehungssystem) und weisen Doppelbögen auf:
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Von bestimmten grammatischen Beziehungen kann offensichtlich nur dann sinnvoll gesprochen werden, wenn sie innerhalb eines bestimmten grammatischen Bezugsrahmen betrachtet werden, denn eine 2-GR kann nicht gleichzeitig eine 1-GR sein. Das heißt, dass diese GRs in verschiedenen syntaktischen Bezugsrahmen existieren oder, anders ausgedrückt, auf zwei verschiedenen Ebenen syntaktischer Art.
In einer annähernd ikonisierenden Darstellung liegt es nahe, nach graphisch horizontale Bereiche abzugrenzen und sie mit einem numerischen Etikett zu versehen. Die RG nennt diese Ebenen Strata und gibt ihnen als Etikett die Bezeichnung Koordenaten (c) mit einem fortlaufenden numerischen Index (cx). Da zu jeder Struktur mindestens ein Stratum gehört, kann der Index niemals null sein. Wie Passivsätze belegen, gibt es Strukturen mit mindestens zwei Ebenen, so dass gefolgert werden kann, dass im Prinzip mehrere Ebenen möglich sind.
Als horizontal angelegte Modifizierung entsteht aus dem Bogenpaardiagramm ein Stratadiagramm:
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Betrachtet man den Satz
That book war reviewed by Louise.
so kommt man von diesem konkreten Satz ausgehend zu folgender Generalisierung:
– Das RN (= Beziehungssystem) eines Passivsatzes besteht aus mindestens 2 Strata.
– In dem RN eines Passivsatzes ist dasjenige Nomen, das Träger der der 2-Relation in einem Stratum ist, Träger der 1-Relation im nächsten Stratum.
Etwas präzisiert und abstrahiert ergibt sich folgende Fassung für eine universale Charakterisierung von Passiv:
Wenn das RN einer Phrase e ein Nomen Na zeigt, das die 2-Relation in einem Stratum innehat, in dem ein anderes Nomen Nb die 1-Relation trägt, und wenn im folgenden Stratum Na diese 1-Relation übernimmt, dann ist e ein Passivsatz. Daraus folgt, dass jede Phrase in jeder Sprache, deren RN eine Form das Stratadiagramm oben, ein Passivsatz ist.
RN eines abstrahierten Passivsatzes als Stratadiagramm:
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Das Stratum Ck ist transitiv, Stratum Ck+1 intransitiv. Passivierung ist damit gekennzeichnet als
– eine Strategie der Detransitivierung;
– spezifischer Fall von Avancement (Beförderung) eines in der Hierarchie der Satzglieder tiefer stehenden Elements zu einem höherrangigen.
Es muss betont werden, dass Nb im Passivsatz keineswegs phonologische Gestalt annehmen muss. Die offenkundige Tatsache der zweigliedrigen Passivsätze mit Agensausblendung wird voll und ganz von RG-Konzept abgedeckt. Der Abstieg, die Demotion, von Nb ist untrennbarer Bestandteil desjenigen Prozesses, der Nomen Na den Aufstieg ermöglicht.
Diese Definition von Passiv macht keine Aussagen über die Notwendigkeit einer bestimmten Passivmorphologie. Die Diskussion über den Status des Zustandspassivs wird dadurch gegenstandslos. Jede Struktur, die der RG-Charakterisierung von Passiv entspricht, d.h. genau die beschriebene Umformung der grammatischen Relationen aufweist, ist ein Passivsatz. Die RG-Definition von Passiv lässt durchaus die Möglichkeit offen, dass in einer Sprache mehrere Passivtypen gebildet werden können, schließt also die Existenz eines statischen Passivtyps neben einem dynamischen Passivtyp ein.
Um den Statuswechsel des Nomens Nb, das seine 1-Relation aufgibt, zu beschreiben, führte die RG ein innovatives Konzept ein, das Konzept der Chômeurrelation und in Konsequenz hierzu, das des Chômeurknoten (Chômeurnomens) oder Chômeurs. Der Terminus Chômeur wird zur Bezeichnung einer Relation eingeführt, die den Zustnd des Nicht-in-Betrieb-Seins, Außer-Kraft-Seins (franz. être en chômage) einer vorher bestehenden Relation beschreibt.
Eines der Grundprinzipien der RG ist das Stratal Uniqueness Law (STUL). Diese Regel besagt, dass jeder Typ von Termbögen in einem singulären Stratum nur ein einziges Mal auftreten kann oder anders ausdrückt, dass es bei der Betrachtung eines einzigen Stratums jeweils nur ein einziges Nomen geben kann, das Träger der 1-Relation, der 2-Relation oder 3-Relation ist.
Die grundlegende Idee des Chômeurkonzepts besteht darin, dass in bestimmten Konfigurationen Nomen auftreten, deren Existenz nur dann in Übereinstimmung mit dem STUL gebracht werden kann, wenn das Chômeur Law formuliert wird. Es besagt, dass ein Nomen nach Abgabe seiner Termrelation 1, 2 oder 3 an ein anderes Nomen im nächsten Stratum die Chômeurrelation einnimmt.
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Die Chômeurrelation ist nicht auf das Passiv beschränkt. Ein Beispiel dafür, dass die Chômeurrelation bei allen Termrelationen auftreten kann, ist die Chômeurrelation nach Außerkrafttreten einer 2‑Relation in b)
a) John (1) sent the letter (2) to Mary (3)
b) John (1) sent Mary (2) the letter (Cho)
Das Konzept einer Chômeurrelation fußt auf der Annahme, dass trotz oberflächlich gleicher Kasusmarkierung jede Relation innerhalb eines gegeben Stratums nur einmal auftreten kann.
Das Chômeurkonzept garantiert den intransitiven Charakter von Passivsätzen. Das Passivchômeur kann in der Oberflächenrepräsentation jedoch stumm bleiben. Strukturen dieser Art zeigen dann jenes Phänomen, das im folgenden Satz vorkommt, die Agensausblendung:
Der Redner wurde kritisiert.
Diesem zweigliedrigen Passivsatz entspricht das Stratadiagram:
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Mehrere Nomen eines Satzes können in einer Chômeurrelation stehen.
Das Abtreten eines Nomens Nb in Chômage kommt immer zusammen mit einem Aufrücken eines anderen Nomens Na in die ehemalige Position des Nomens Nb vor. Das Nomen Nb tritt also nur ab, wenn gleichzeitig ein Nomen Na an seine Stelle tritt. Der Passivchômeur ist ein klassisches Beispiel.
Ein Stratadiagram wie folgendes kann es daher in keiner Sprache geben:
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So eine Struktur würde in Widerspruch zu dem Final 1 Law stehen. Das Final 1 Law, ein weiterer Eckstein der RG, ist heftig umstritten, besagt es doch nichts anderes, als dass jede Basisstruktur in ihrem Endstratum ein Nomen enthält, das Subjekt dieser Basisstruktur ist. Die widersprüchlichen Meinungen zum Final 1 Law haben ihren Ursprung in der Tatsache, dass es in vielen Sprachen Sätze gibt, die kein Oberflächensubjekt aufweisen. Sie werden von manchen Autoren als Indiz für die Existenz subjektloser Sätze angesehen. Auch die RG erkennt an, dass in solchen Sätzen die verbale Repräsentation eines Subjekts an der Satzoberfläche fehlt:
Voilà Pierre. |
Hier ist Peter. |
Es tarde. |
Es ist spät. |
Hier wird geraucht. |
Die RG geht davon aus, dass in diesen Fällen ein Platzhalter, ein Dummy, als Subjekt fungiert, der manchmal eine phonologische Repräsentation hat wie im unpersönlichen es im Deutschen, aber auch völlig stumm bleiben kann.
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 104-116]
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Dichotomie der intransitiven Verben: Die Verbklassifizierung der Relationalen Grammatik
[Siehe unter TRANSITIVITÄTSHYPOTHESE VON HOPPER/THOMPSON]
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„Übersicht über Terminologie und Graphendarstellung der Relationalen Grammatik:
Knoten (terminales Element)
Linguistisches Element eines Satzes, entspricht etwa dem Begriff der Konstituenten (Nomen A, B, Prädikat usw.);
Beispiel 1: Der folgende Satz enthält die Knoten |
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Luise Buch (das), lesen: Luise liest das Buch. |
Entität (e, non-terminales Element)
Übergeordnete Sinneinheit mit mindestens zwei Knoten, entspricht einem Besissatz; teilweise wird e durch eine Zahlenangabe ersetzt, die einen bestimmten Satztyp darstellt;
Beispiel 2: Naomi gab mir das Buch |
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Die Sinneinheit e (Satz) entspricht in Beispiel 2 dem Typ 55. |
Grammatische Relationen
Beziehung eines Knotens (Satzelement, Konstituente) zu seiner übergeordneten Sinneinheit.
Die grammatischen Relationen sind hierarchisch geordnet und tragen spezielle Bezeichnungen, Relationszeichen (Relational Signs, R-S), die den Typ der grammatischen Relation ausdrücken:
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Das System möglicher grammatischer Relationen der nominalen Elemente zur Entität e (Satz) zeigt folgende Übersicht:
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Die Rangfolge ist: Subjekt > direktes Objekt (2) > indirektes Objekt (3) > oblique Relation (Grinstr ...> zurückgetretene Relation (Chomeur); die Relation Prädikat von e (P) ist nicht dargestellt;
Beispiel 3: Die Knoten des Beispielsatzes 1 stehen in folgenden grammatischen Relationen zu e:
Luis |
> Subjekt |
(1) von e |
Buch |
> Objekt |
(2) von e |
lesen |
> Prädikat |
(P) von e |
Die überlagernde Relationen sind von untergeordneter Bedeutung. Qu stehe für Fragepronomen (Question), Rel für Relativpronomen (Relatives), Top für Topikalisierung (Topic) in prominenter Satzposition und OW für eine Art Emphase (Overweight).
Bogen (Arc)
Diejenige Verbindungslinien, die graphisch die Beziehung eines Knotens (einer Konstituente) zur übergeordneten Entität e ausdrückt; die graphische Darstellung des Beispielsatzes 1 weist einen P-Bogen, einen 1-Bogen und einen 2-Bogen auf;
Beispiel 4:
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Bogendiagramm
Graphische Darstellung der Gesamtheit aller grammatischen Beziehungen mit Bögen; u. U. steht ein Knoten mit mehreren Bögen in Beziehung zu einer linguistischen Entität: d.h. der gleiche Knoten kann Träger mehrerer grammatischer Beziehungen sein;
Beispiel 5: Aktiv- und Passiventsprechungen werden in einem Bogendiagram dargestellt:
a) Luise |
(1) liest |
(P) |
das Buch |
(2) |
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b) Das Buch |
(1) wird |
(P) |
von Luise |
(? |
gelesen |
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Stratum
Gesamtheit der Knoten mit ihren grammatischen Relationen zu linguistischen Entität auf einer einzelnen Stufe (Stratum), mitunter ohne konkrete Realisierung in der betreffenden Sprache; Konstrukt zur Genese von Oberflächenrelationen; graphische Darstellung als horizontal-geschwungene Ebene;
Beispiel 6:
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Stratadiagramm
Graphische Darstellung einer linguistischen Entität mit allen Ebenen, in dem jeder Knoten nur mehr durch einen einzigen Bogen mit ihr in Verbindung steht; wenn mehrere grammatische Beziehungen zwischen Knoten und e bestehen, werden sie als solche auf subsequenten Strata (Ebenen, Stufen) durch das entsprechende Relationszeichen gekennzeichnet; Alternative zum Bogendiagramm;
Beispiel 7: Aktiv- und Passivsatz werden im Stratadiagramm als zwei aufeinander folgende Strata der gleichen linguistischen Entität dargestellt;
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Koordinate
Numerischer Index, um die Reihenfolge der Strate zu kennzeichnen; das Anfangsstratum wird immer als Stratum mit der Koordinate c1 bezeichnet, weitere Strata mit fortlaufenden Indices (cx);
Beispiel 8:
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Anfangsstratum (Ursprüngliches Stratum)
Ursprüngliche Konstellation der Knoten einer bestimmten linguistischen Entität und ihrer grammatischen Relationen; graphisch diejenige horizontal geschwungene Linie, die der Entität e am nächsten liegt.
Beispiel 9: Stratadarstellung in c1 von Beispiel 8;
Endstratum
Stratum, das die Oberflächenstruktur einer linguistischen Entität wiedergibt; graphisch diejenige horizontal geschwungene Linie, die am wenigsten von e entfernt liegt;
Beispiel 10: Stratadarstellung in c2 von Beispiel 8;
Relationales Netz (RN)
Angabe über das ganze Netz der grammatischen Relationen aller Knoten zu ihrer übergeordneten Entität (Satz) auf verschiedenen Stufen oder Ebenen (Strata) mit Hilfe einer graphischen Darstellung durch Bögen (Arcs);
Beispiel 11: Stratadiagramm, das Aktiv- und Passivsatz in einem einzigen Graphen vereint wie in Beispiel 8;
Reevaluierung (Veränderung der grammatischen Relationen auf einen niedrigeren oder höheren Rangplatz)
Avancement (avancieren, vorwärtskommen, engl. advancement)
Aufstieg eines Knotens innerhalb der Hierarchie der grammatischen Relationen, z. B. von 2 (indirektes Objekt) zu 1 (Subjekt) oder von 3 (indirektem Objekt) zu 2 (direktem Objekt) zur nächsten Ebene; graphisch dokumentiert sich dieser Aufstieg in einem von e weiter entfernt liegenden Stratum; dieses liegt also, von e aus gesehen, weiter unten; ein Avancement von 2 zu 1 z. B. ist kennzeichnend für Passiv;
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Beispiel 12: Durch die Passivierung, dargestellt in Beispiel 5 und 7, hat ein Knoten, das Nomen Buch, ein Avancement von 2 zu 1 erfahren.
Demotion (Abwertung; engl. demotion)
Abstieg eines Knotens innerhalb der Hierarchie der grammatischen Relationen;
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Beispiel 13: Durch die Passivierung (Beispiel 5, 7) hat ein Knoten, das Nomen Luise, eine Demotion erfahren;
Chômage (Außerkraftsetzung einer grammatischen Relation)
Begriffsprägung für einen besonderen Typ von Demotion für Knoten, die ihre grammatische Beziehung (GR) abtreten an andere Knoten und danach keine weiteren Grs aufnehmen;
Beispiel 14: Durch die Passivierung (Beispiel 5, 7) hat das Nomen Luise die grammatische Beziehung 1 (Subjekt von) aufgegeben und ist in Chômage getreten;
Motivierte Chômage
Der Abtritt eines bestimmten Nomens in Chômage wird als motiviert betrachtet, d.h. er erfolgt zugunsten eines neuen Trägers dieser GR; es wird eine gegenseitige Bedingtheit von Avancement und Demotion zumindest für den Fall einer Demotion eines Subjekts angenommen; unter dieser Annahme kann die Passivierung eines Satzes nur stattfinden, wenn für das in Chômage befindliche vormalige Subjekt (vormals 1, jetzt Cho) ein anderer Knoten zur Verfügung gestellt wird; dies kann ein ehemaliges direktes Objekt (vormals 2, jetzt 1) oder ein Platzhalter (Dummy) sein; die im Motivated Chômeur Law zum Ausdruck gebrachten Feststellungen werden von dem Autoren z. Teil relativiert;
Beispiel 15: Das Nomen Luise steht nach der Passivierung, dargestellt in Beispiel 5 und 7, nicht mehr in der grammatischen Beziehung 1 zu e, sondern hat diese Beziehung an das Nomen Buch abgetreten; dies wird nur dadurch ermöglicht, dass dieses Nomen zur Übernahme dieser Beziehung zur Verfügung steht;
Chômeur
Knoten, dessen vormalige grammatische Relationen außer Kraft gesetzt sind, ohne dass es jedoch neue aufnimmt;
Beispiel 16: Die grammatische Relation 1 des Nomens Luise ist im Passivsatz (Beispiel 5, 7) außer Kraft gesetzt; Luise ist in Stratum c2 ein Chômeurknoten oder nur Chômeur (Cho); erst mit dieser Benennung für diese Art von GR kann das Diagramm nun vervollständigt werden:
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Dummy
Platzhalter für fehlende Knoten mit den Relationen 1 oder 2, jedoch mit reduzierten Subjekt- oder Objekt-Eigenschaften; die Beschränkung der möglichen grammatischen Relationen für Dummies auf 1 und 2 wird im Nuclear Dummy Law zum Ausdruck gebracht;
Beispiel 17: Im folgenden Satz hat der Dummy es die grammatische Beziehung 1 inne.
Es wird gelesen.
Indefinite Extraposition
Vorgang, bei dem ein Dummy zu einem als unbestimmt gekennzeichneten Nomen, das eine 1-Relation innehatte, in eine „Schwager“-Beziehung tritt; der Dummy tritt in einem Stratum zusammen mit seinem „Schwager“-Nomen auf; das „Schwager“-Nomen tritt dabei in Chômage;
Beispiel 18: Es (1) spielten viele Kinder (Cho) im Garten.
Transitivität
Unergativität
Unergativität ist eine Eigenschaft, die eine der beiden Repräsentationen von Intransitivität kennzeichnet; sie besteht darin, dass eine linguistische Entität auf einem bestimmten Stratum, meist dem ursprünglichen, nur ein Subjekt hat, also zwar eine GR 1 zu einem bestimmten Knoten aufweist, aber keine GR 2 zu einem weiteren Knoten;
Beispiel 20: Luise träumt.
Diesem unergativen Satz entspricht folgendes RN:
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Unakkusativität
Unakkusativität ist eine Eigenschaft, welche die zweite der beiden Repräsentationen von Intransitivität kennzeichnet; sie besteht darin, dass eine linguistische Entität auf einem bestimmten Stratum, meist dem ursprünglichen, nur ein direktes Objekt hat, also eine GR 2 zu einem bestimmten Knoten aufweist, aber keine GR 1 zu einem weiteren Knoten;
Der Begriff der Unakkusativität resultiert vermutlich aus folgender Überlegung:
Ein Satz besitzt ein Akkusativobjekt nur dann, wenn er auch ein Subjekt besitzt, das etwas bewirken kann (Akk., lat. Fehlübersetzung für griech. „Kasus des Bewirkten“); die „Akkusativität“ eines Satzes wird als Transitivität bezeichnet. Ein Satz, der im Gegensatz hierzu lediglich ein Objekt und kein Subjekt besitz, rechtfertigt daher die Bezeichnung nicht-akkusativ > unakkusativ.
Sätze mit einem unakkusativen Anfangsstratum haben mindestens zwei Strata, da einem unakkusativen Stratum ein zweites folgen muss, mit dem Zweck, in einem Folgestratum einen Knoten mit der grammatischen Relation 1 (Subjekt von) zu schaffen; Unakkusativität kann in zwei Typen auftreten, als einfache Unakkusativität oder als retrohärente (reflexive) Unakkusativität;
Beispiel 21: Marsmenschen existieren.
Dieser Satz ist ein Beispiel für einfache Unakkusativität. Er wird durch folgendes Stratadiagramm repräsentiert:
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Beispiel 22: Marsmenschen verirren sich.
Dieser Satz ist ein Beispiel für retrohärente Unakkusativität; mit ihm ist folgendes Stratadiagramm assoziiert:
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In einem Stratum wie c3, das durch retrohärentes unakkusatives Avancement entstanden ist, sind die Bedingungen für Transitivität nicht mehr gegeben;
Final 1 Law
Subjektzwang für das Endstratum; das Vorhandensein eines Subjekts als Nomen, Pronomen oder Dummy im Endstratum wird als obligatorisch angesehen; aus dieser Annahme folgt nicht zugleich zwingend eine morphologische Repräsentation an der Satzoberfläche;
Beispiel 23: Es wird getanzt.
(Der Subjekt-Dummy es ist sichtbar.)
Beispiel 24: Oft wird getanzt.
(Der Subjekt-Dummy es ist unsichtbar.)
Stratal Uniqueness Law (STUL)
Ausschluss eines multiplen Auftretens der grammatischen Relationen Subjekt (1), direktes Objekt (2), indirektes Objekt (3) innerhalb einer bestimmten Konstellation einer linguistischen Entität auf einem einzelnen Stratum; die grammatische Relation 1,2 oder 3 kann jeweils nur einmal in Verbindung mit einem bestimmten Knoten auftreten; komplexe Sätze mit mehr als einem Subjekt oder Objekt müssen daher zur Darstellung ihres Rns in Basissätze zerlegt werden;
Beispiel 25: Luise und Lotte schreiben ihren Eltern einen Brief.
Dieser Satz mit doppeltem Subjekt ist aus zwei Basissätzen zusammengestellt:
a) Luise schreibt ihren Eltern einen Brief.
b) Lotte schreibt ihren Eltern einen Brief.
Dieses Gesetz fordert auch, dass in folgendem Satz die Nomen Kinder und Grammatik trotz gleicher Kasusmarkierung unterschiedliche grammatische Relationen innehaben:
Beispiel 26: Der Lehrer (1) lehrt die Kinder (Cho) Grammatik (2).
1 Advancement Exclusiveness Law (1-AEX)
Aussage über den Ausschluss von einem Avancement zu 1 bei mehr als einem Knoten innerhalb eines gegebenen Rns; das 1-AEX betrifft jedoch nicht den Fall mehrerer Avancements in verschiedenen Strata für ein und demselben Knoten, welche im Endstratum zur GR 1 führen.
Durch die hierarchische Ordnung der grammatischen Relationen ergibt sich eine Rangordnung vom Subjekt abwärts. Wenn ein Nomen auf einem bestimmten Stratum im Rang seiner RG höher liegt als im vorhergehenden Stratum, avanciert es in der relationalen Hierarchie. Es hat ein Avancement stattgefunden, im gegenteiligen Fall ein Abstieg, eine Demotion, beides Fälle von Reevaluierung. So ist das unakkusative Avancement und das passive Avancement ein Beispiel für eine aufwertende Reevaluierung, und die Chômeurdemotion ein Beispiel für die abwertende Reevaluierung eines Nomens hinsichtlich seiner grammatischen Relationen. Der Charakter der Reevaluierungen als Avancement oder Demotion wird dadurch gesichert, dass es keine Reevaluierung von gleichrangigen Relationen, z.B. von einer obliquen Relation zu einer anderen obliquen Relation geben kann, noch von einer obliquen Relation zu einer Chômeurrelation oder umgekehrt. Derartige unzulässige Fälle von Reevaluierungen werden auch durch das Oblique Law ausgeschlossen, das besagt, dass oblique Relationen immer schon im Anfangsstratum bestehen. Daher kann es keine Avancements und Demotionen zu obliquen Relationen geben. (Perlmutter/Postal, 1983b:90ff).
In Bezug auf die beförderten oder abgewerteten Nomen läßt sich eine in ihren Konsequenzen äußerst bedeutsame Regularität feststellen. Sie drückt folgendes aus:
In einem gegebenen RN (Beziehungssystem) kann nur ein einziger Bogen ein Avancement zu 1 enthalten. Diese Regularität wird als 1-Avancement Exclusiveness Law (1-AEX) bezeichnet.
Mit anderen Worten bedeutet dies, dass kein RN zwei verschiedene Bögen mit jeweils einem 1-Avancement enthalten kann. (Maier, S. 125)
Oblique Law
Aussage über die Verankerung obliquer Relationen im ursprünglichen Stratum; schließt die Möglichkeit für einen Knoten ein, seine oblique Relation zugunsten einer höherrangigen aufzugeben; schließt die Möglichkeit für einen Knoten aus, infolge von Avancement oder Demotion eine oblique Relation anzunehmen;
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O
Zeichen für die unspezifizierte Klasse der mit Bewusstsein ausgestatteten Lebewesen; in manchen Sprachen phonologisch repräsentier als Indefinitpronomen (deutsch man, franz. on);
Beispiel 27: Man (O) tanzt.
UN (Unspecified Noun)
Zeichen für eine in jeder Hinsicht unspezifizierte Klasse von Wirkkräften, die niemals, d. h. weder in einer Konstruktion einer einzelnen Sprache noch in irgendeiner Sprache überhaupt, phonologisch repräsentiert sind;
Beispiel 28: UN rollt den Ball. > Der Ball rollt.
Wenn die Wirkkraft, welche den Vorgang in Gang setzt, UN ist, kann sie phonologisch nicht in Erscheinung treten; da ein Subjekt obligatorisch ist, tritt das ursprüngliche Objekt, Ball, an seine Stelle; die Unmöglichkeit, eine phonologische Repräsentanz für ein Subjekt anzugehen infolge der speziellen Besetzung der Subjektposition durch UN, ist m. E. die eigentliche Ursache für Unakkusativität.
Inversion
Gegenläufigkeit der grammatischen Relationen innerhalb eines gegebenen Rns für einen bestimmten Knoten; ein ursprüngliches Objekt wird Subjekt, das ursprüngliche Subjekt wird Objekt;
Beispiel 29: Der Fisch schmeckt mir.
Zu Beispiel 29 gehört folgendes Diagramm;
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Clause Union
Ein Vorgang, in dem zwei gleichwertige Basissätze miteinander verschmelzen, wobei der eine in den anderen eingebettet wird; der übergeordnete Satz behält sein finites Verb und wird Matrixsatz genannt, der untergeordnete Satz heißt Komplementsatz und verliert die finite Form seines Verbs.
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Periphrastisches Passiv wird als spezieller Fall von Clause Union betrachtet.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 384-394]
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„Der Begriff der grammatischen Relationen wird in der RG das zentrale Erklärungsprinzip. Er ist gegenüber dem transformationsgrammatischen Begriff verändert. Da die Definition von grammatischen Relationen in der TG als Phrasenstrukturkonfigurationen auf abgeleitete Strukturen wie Passiv nicht anwendbar ist, bleibt ihre Relevanz auf die Tiefenstruktur beschränkt. Als Phrasenstrukturkonfigurationen können grammatische Relationen jedoch nicht die gezeigte Varianz der linguistischen Daten abdecken. Daraus schließen die Relationsgrammatiker, dass es sich bei grammatischen Relationen um ihrerseits nicht mehr rückführbare Begriffe handelt, die in syntaktische Repräsentationen aufgenommen werden müssen. Diese syntaktischen Repräsentationen sind mehrschichtig angelegt in einem so genannten stratalen Modell.
Das Erklärungspotential dieses Konzepts für Passiv, Dativ-Bewegung, Hebungskonstruktionen, „Equi“-Kontroller und andere linguistische Phänomene ist beeindruckend. Das Konzept grammatischer Relationen mit Repräsentationen ihrer Veränderungen auf mehreren syntaktischen Ebenen bildet das Kernstück der RG. Die von Perlmutter und Postal entwickelte theoretische Basierung und die aus ihr hervorgegangene Arc Pair Grammar (APG) von Postal und Johnson stelle die ersten Versuche dar, mit formalen Ansätzen in semasiologischer Ausrichtung universale Aussagen zu machen.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 29]
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„Die RG wird sowohl der semantischen als auch der syntaktischen Ebene eher gerecht als andere Theorien.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 86]
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„Die RG vertritt die These, dass die wesentliche Eigenschaft von Sätzen darin besteht, bestimmte grammatische Relationen seiner Elemente zu fixieren.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 243]
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„Zur Klärung der kommunikativen Fragen kann die RG nur einen geringen Beitrag leisten. Die ist ein Aufgabengebiet der FG und der Textlinguistik.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 279]
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„Fragen der Verbmorphologie beim Passiv oder eines eigenständigen Passivauxiliars sind für die RG infolge der relationalen Charakterisierung von Passiv nicht relevant. Die Konversenfrage mit der Diskussion über die Priorität des Aktivs gegenüber dem Passiv entfällt infolge des Mehr-Schichten-Modells. Es ist nicht sinnvoll, nach der Priorität eines Stratums zu fragen, wenn, wie die RG es tut, ein RN als Einheit angesehen und über Begriffe wie Aktiv und Passiv in Termini von Strata diskutiert wird. Aktiv und Passiv sind in dieser Sicht zwei aufeinanderfolgende Strata eines gemeinsamen RNs, transitiv im Anfangs- und intransitiv im Endstratum, und Passivierung ist, auf der syntaktischen Ebene betrachtet, einer von mehreren Mechanismen zur Detransivierung. Zu einer Diskussion auf der semantischen Ebene über die Diskurspragmatik von Passiv kommt es im Rahmen der RG nicht.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 140]
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„Anders als bei der strukturalistischen und transformationstheoretischen Linguistik besteht bei der RG keine Verbindung zu einer Spracherwerbstheorie. Aus ihr sind deshalb keine Prinzipien für Einführungs- und Übungsformen des Fremdsprachenunterrichts abzuleiten. Da sie sich auch nicht mit der semantischen Ebene auseinandersetzt, sind von ihr auch keine Hilfen für die didaktische Umsetzung der Diskursfunktion von Passiv zu erwarten. Hierzu muss die Verbindung zur FG gesucht werden. Die RG beschäftigt sich nicht mit den idiosynkratischen Merkmalen einer Einzelsprache. Mit einer relativ geringen Anzahl von Grundprinzipien und dem relativ einfachen Mehr-Schichten-Modell stellt sie Parameter zur Verfügung, die beim Sprachvergleich auf rein syntaktischer Basis als bislang fehlendes Tertium Comparationis wirken. [...]
Im Mittelpunkt der Theorie steht die Verknüpfung von grammatischen Relationen im Anfangsstratum eines gegebenen Satzes und semantischen Rollen der Nomen, die diese Relationen einnehmen. Die von der RG erarbeitete Erkenntnis über die Dichotomie der intransitiven Verben hat weitreichende Konsequenzen für eine Vielzahl syntaktischer Phänomene, insbesondere für das Passiv. Der Inhalt der Universal Alignment Hypothesis, die die universale Geltung ursprünglicher syntaktischer Relationen in Verbindung mit einem gegebenen Verb behauptet, konnte bisher nicht überzeugend entkräftet werden. Die Verbklassifikation der RG nach den ursprünglichen grammatischen Relationen, die die entsprechenden Verben determinieren, wird von einer Vielzahl von Daten aus verschiedenen Sprachen bestätigt. Die Transparenz dieser Klassifikation wird jedoch verwischt durch die zahlreichen Homonymien von Verben, die in zwei oder sogar in allen drei Kategorien zu finden sind wie etwa open und close im Englischen. Der formale Apparat der RG erlaubt auch, die Nicht-Passivierbarkeit bestimmter transitiver Konstruktionen zu erklären. Dies geht weit über die verbreitete Auflistung nicht-passivierbarer Verben nach semantischen Kriterien hinaus. Nicht zuletzt ermöglicht die Auffassung von periphrastischem Passiv als Clause Union die nahtlose Integration von Konstruktionen mit Non-Standardauxiliar in ein einziges Schema.
Der fragmentarische Charakter der RG, die eingestandene Vorläufigkeit ihrer Regeln, die Einbeziehung von Konstrukten zur Rechtfertigung theoretischer Prinzipien, die geringe Popularität und anderes mehr lassen noch weniger als bei anderen linguistischen Theorien erwarten, dass sich Fremdsprachenlehrer mit dieser Grammatiktheorie näher befassen. Wenn die universale Anwendbarkeit als relevantes Kriterium für den Praxisbezug benannt wurde, dann nicht in dem Sinne, dass jeder Fremdsprachenlehrer RG-Experte sein müsse. [...] Die Didaktik wäre gut beraten, sich zunutze zu machen, dass die RG ein bisher diffuses Konglomerat von Konstruktionen klar differenziert.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 263-265]
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„Obwohl die Relationale Grammatik deutlich semasiologisch ausgerichtet ist, scheint ein Synthese von Prinzipien der RG mit Prinzipien onomasiologischer Theorien wie der Funktional-Typologischen Grammatik nicht nur wünschenswert, sondern durchaus möglich.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 303]
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„Als substantielle Erkenntnis der Relationalen Grammatik, die für Lerner des Deutschen als Fremd- oder Zweitsprache von Relevanz sind, kann man festhalten:
– Neuklassifizierung und Markierung von Verben;
– Präzisierung in der Genese von Passivparadigmen;
– Typisierung der Dummy-Funktionen von es als Platzhalter fehlender Satzkonstituenten und in indefiniter Extraposition;
– Erweiterung der Domäne der teil-reflexiven Verben um den Verbtyp mit retohärentem unakkusativen Avancement;
– Einbeziehung der reflexiven Passivvarianten;
– Begründung der Restriktionen beim sein-Passiv.“
[Maier, Irmgard: Passivparadigmen im Spanischen und im Deutschen. Frankfurt/M: Peter Lang, 1995, S. 305]
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