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SATZVERSCHRÄNKUNG (comp.) Justo Fernández López Diccionario de lingüística español y alemán
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Vgl.: |
Kernsatz / Spaltsatz |
„Satzverschränkung: In dem Satz
Mit wie viel Geld glaubst du, dass du auskommen wirst?
liegt, oberflächlich betrachtet, ein komplexer Satz mit eingebettetem dass-Satz vor; dieser fungiert als Akkusativergänzung zum Obersatzverb glauben. Aber der dass-Satz ist in sich unvollständig: auskommen verlangt neben dem Subjekt eine Präpositivergänzung (mit der Präposition mit), die jedoch hier an den Anfang des Gesamtsatzes versetzt ist (mit wie viel Geld). Sie mutet doch zwar wie ein Satzglied des Obersatzes an, aber das Verb glauben kann gar keine mit-Ergänzung regieren. So erscheinen die Strukturen von Obersatz und Untersatz hier auf eigentümliche Weise ineinander verschränkt: Ein Element des - stets nachgestellten - Untersatzes leitet den Obersatz ein. Es sieht dann auf den ersten Blick wir ein Element des Obersatzes aus.
Weitere Merkmale der Satzverschränkung sind:
¨ Das Obersatzverb ist immer ein Verb des Mitteilens, Empfindens, Meinens oder Wollens.
¨ Der Obersatz wird meist durch ein verweisendes oder ein interrogatives Element eingeleitet.
Syntaktisch fungiert der Untersatz als Ergänzungssatz (dass-Satz, direkter oder indirekter Interrogativsatz) oder als Vergleichssatz (mit wie). [...]
Keineswegs alle Elemente eines Satzes können verschränkt werden; die Bedingungen hierfür sind aber noch nicht vollständig erforscht. Es scheint, dass sehr kurze Sätze meist keine Verschränkung erlauben.
Das verschränkte Element wird durch die Voranstellung hervorgehoben, meist innerhalb des Themas, gelegentlich auch als Teil des Rhemas. Die in Frage kommenden Obersatzverben drücken immer einen bestimmten Geltungsaspekt des Sachverhaltes aus, der im Gesamtsatz zur Debatte steht: Man weiß oder bezweifelt oder ahnt oder wünscht, dass etwas der Fall sei.
Die Satzverschränkung kommt in der gesprochenen Sprache ziemlich häufig vor, kaum jedoch in der geschriebenen Standardsprache.
Verschränktes Subjekt: |
Welcher Termin meinen Sie, dass dafür am ehesten in Frage käme? Dieser Termin meine ich, dass am ehesten in Frage kommt. |
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Verschränkte Akkusativergänzung |
Wen glaubst du, dass man dafür gewinnen könnte? Die glaube ich durchaus, dass man dafür gewinnen könnte. |
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Verschränkte Genitivergänzung [selten] |
Wessen sagtest du, dass du dich noch entsinnen könntest? Dessen denke ich, dass ich mich auch heute noch entsinnen kann. |
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Verschränkte Dativergänzung |
Wem glaubst du, dass man in dieser Situation vertrauen kann? Dem hoffe ich, dass man immer noch vertrauen kann. |
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Verschränkte Präpositivergänzung |
An wen wolltest du, dass ich schreibe? An den will ich, dass du umgehend schreibst. |
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Verschränkte Situativergänzung |
Wo glaubst du, dass sie die ganze Zeit gewohnt hat? Dort glaube ich bisher, dass sie gewohnt hat. |
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Verschränkte Direktivergänzung |
Wohin meintest du, dass er gehen wollte? Dorthin meinte ich, dass er gehen wollte. |
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Verschränkte Nominalergänzung |
Was sagten Sie, dass sie dort gewesen ist? Das sagtest du doch, dass ei einmal gewesen ist. |
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Verschränkte Adjektivalergänzung |
Wie willst du, dass ich mich vorstelle? So sagte sie, dass ich mich vorstellen solle. |
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Verschränkte Lokalangabe |
Wo meinen Sie, dass die Grenze verläuft? Dort meine ich, dass die Grenze verläuft. |
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Verschränkte Temporalangabe |
In welcher Zeit glaubst du, dass man die Strecke schaffen kann? In dieser Zeit weiß ich nicht, ob man die Strecke schaffen kann. |
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Verschränkte Konditionalangabe |
Unter welcher Voraussetzung denken Sie, dass wir mitmachen können? Unter dieser Voraussetzung denke ich, dass Sie schon mitmachen können. |
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Verschränkte Modifikativangabe |
Wie stellst du dir vor, dass man das Wort ausspricht? So stelle ich mir vor, dass man das Wort ausspricht. |
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Verschränkte Präpositivergänzung zum Nomen |
Worauf glauben Sie, dass Udo Lust hat? Darauf zweifle ich, dass er noch Lust hat. |
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Verschränkte Präpositivergänzung zum Adjektiv |
Mit wem meinst du, dass er verwandt ist? Mit denen meine ich, dass er verwandt ist. |
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Verschränkte Dativergänzung zum Adjektiv |
Wem glaubte sie, dass ich dankbar sein müsse? Dem glaubt sie wohl, dass ich dankbar sein müsse. |
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Verschränkte Verbativergänzung kommt im Ganzen nicht vor; wohl aber können Teile von Verbativergänzungen verschränkt werden: |
Abräumen willst du, dass ich die Kinder lasse? |
[Engel, U.: Deutsche Grammatik. Heidelberg: Groos, ²1988, S. 299-302]
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