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SUPPOSITION Suposición

(comp.) Justo Fernández López

Diccionario de lingüística español y alemán

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Vgl.:

Zeichen nach Wilhelm von Ockham / Bedeutung / Denotation

 

Supposition (von lat. supponere, an die Stelle oder daruntersetzen)

In der scholastischen Logik Bezeichnung für die Weisen, in denen dasselbe Substantiv je nach Zusammenhang verschiedene Dinge meinen kann. Ein Wort hat materielle Supposition, wo es für sich selbst steht, z.B. «Mensch» in: «‚Mensch’ hat eine Silbe» oder «‚Mensch’ ist ein Substantiv». Es hat formale (logische) Supposition, wo es für das steht, was durch seinen Sinn festgelegt ist, z.B. als Definition von «Mensch» in: «Der Mensch ist ein vernünftiges Tier». In der hoch entwickelten, aber auch sehr umstrittenen Lehre von der Supposition wurden bis zu zwölf verschiedenen Formen von Supposition unterschieden.”

[Hügli, Anton/Lübcke, Poul (Hg.): Philosophielexikon. Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart. Reinbek: Rowohlt, 1991, S. 558]

Die Entstehung des Begriffs Supposition

Es dürfte also klar sein, dass Autoren wie Boethius, Abaelard oder Thomas von Aquin, denen mehr am Problem der Signifikation als an dem des Benennens lag, vor allem an den psychologischen und ontologischen Aspekten der Sprache interessiert waren. Heute würde man sagen, ihre Semantik sei kognitiv ausgerichtet. Es ist jedoch interessant, dass manche heutige Autoren, denen es um die Neuentdeckung der ersten mittelalterlichen Entwürfe einer modernen, sich mit den Wahrheitsbedingungen befassenden Semantik geht, die ganze Frage der Signifikation für ein sehr verwirrendes Problem halten, das die Reinheit des extensionalen Ansatzes stört, so wie ihn die Theorie der Supposition scheinbar endgültig etabliert hat.

Ihrem ausgereiftesten Begriffe nach bezeichnet Supposition die Rolle eines, in einen Satz eingefügten Wortes, insofern es sich auf den außersprachlichen Kontext bezieht. Doch der Weg von den ersten vagen Vorstellungen des suppositum bis zu den optimal ausgearbeiteten Theorien, wie etwa Ockhams, ist lang und gewunden; beschrieben hat ihn De Rijk (1967 und 1982).

Es wäre interessant, Schritt für Schritt das Auftauchen einer neuen Vorstellung über die Beziehung zwischen einem Wort und dem Ding, auf das es sich bezieht, zu verfolgen, im Zuge derer der Begriff Signifikation (als der Beziehung zwischen Wörtern und Begriffen, oder Spezies, oder Universalen, oder Definitionen) zunehmend an Bedeutung verliert. Siehe beispielsweise bei De Rilk (1982: 161ff.), wie die Anhänger des Priscianus sagen, die Namen signifizierten eine Substanz zusammen mit der Qualität, wobei die letztere zweifellos die universelle Essenz des Dinges darstellte und die erstere dagegen das individuelle Ding: »Bereits seit dem 12. Jahrhundert findet man so supponere als Äquivalent von significare substantiam, d. h. signifizieren des individuellen Dinges« (ebd.: 164). Freilich bestehen auch Autoren wie Wilhelm von Conches darauf, dass Namen weder die Substanz und die Qualität noch die wirkliche Existenz signifizieren, sondern allein die universelle Natur (ebd.: 168), und während des ganzen 12. Jahrhunderts hält man noch an der Unterscheidung zwischen significatio (von Begriffen und Spezies) und nominatio (Denotation von individuellen konkreten Dingen – siehe etwa die Ars Meliduna) fest.

Gleichzeitig aber sieht man deutlich, dass in der Logik und der Grammatik der kognitive Ansatz durch den extensionalen zurückgedrängt wird, und dass »in aufeinander folgenden Phasen der Realitätsbezug eines Wortes in den Mittelpunkt des allgemeinen Interesses geriet, und dass also die Bezugnahme und die Denotation viel wichtiger wurden als der zu abstrakte Begriff Signifikation. Was ein Wort in erster Linie bezeichnet, ist das konkrete Objekt, auf das es zutreffenderweise angewendet werden kann« (De Rijk 1982: 167).

Allerdings wird diese neue Perspektive nur selten durch Wörter wie denotatio ausgedrückt, die weiterhin einen Bereich eher unbestimmter Bedeutung bezeichnen. Petrus Hispanus verwendet beispielsweise denotari zumindest an einer Stelle (Tractatus VII, 68), wo er schreibt, dass bei dem Ausdruck »sedentem possibile est ambulare« das, was denotiert ist, nicht der mögliche Zusammenhang von sich setzen und gehen sei, sondern der von sitzen und die Möglichkeit (potentia) haben zu gehen. Auch hier lässt sich schwer sagen, ob denotieren eine intensionale oder eine extensionale Funktion hat. Zudem fasst Petrus Hispanus auch significare in einem sehr weiten Sinn auf, denn er schreibt (Tractatus VI, 2) »significatio termini, prout hic sumitur, est rei per vocem secundum placitum representatio«, und es bleibt unklar, ob diese res als etwas Individuelles oder als etwas Universelles zu betrachten ist (De Rijk 1982: 169).

Andererseits führt er eine ausgeprägt extensionale Theorie allein dadurch ein, dass er einen Begriff der suppositio als von der Signifikation verschieden entwickelt (siehe auch Ponzio, 1983: 134f., mit einer interessanten Bezugnahme auf Peirce, CP 5: 320):

»Suppositio vero est acceptio termini substantivi pro aliquo. Differunt autem suppositio et significatio, quia significatio est per impositionem vocis ad rem significandam, suppositio vero est acceptio ipsius termini iam significantis rem pro aliquo ... Quare significatio prior est suppositione« (Tractatus Vl, 3)

In Petrus’Theorie besteht jedoch ein Unterschied zwischen extensional für eine Klasse stehen und extensional für ein Individuum stehen. Im ersten Fall handelt es sich um eine natürliche Supposition, im zweiten um eine akzidentielle Supposition (ebd. 4). Unter diesem Gesichtspunkt unterscheidet Petrus zwischen suppositio und appellatio: »differt autem appellatio a suppositione et a significatione, quia appellatio est tantum de re existente, sed significatio et suppositio tam de re existente quam non existente« (ebd. X, 1).

De Rijk stellt fest (1982: 169), dass »die natürliche Supposition des Petrus das genaue denotative Gegenstück der Signifikation« sei. Natürlich kann man behaupten, homo signifiziere eine bestimmte universelle Natur, und supponiere alle (möglichen) existierenden Menschen oder die Klasse der Menschen. Doch sagt Petrus nicht, daß homo alle existierenden Menschen signifiziere oder denotiere; für das Gesamtproblem ist das allerdings nicht wesentlich.

Wir können also nur konstatieren, dass, bei diesem Stand der Diskussion, die terminologische Landschaft, die wir vorfinden, noch ziemlich konfus erscheint, da jeder der Termini, die wir bisher behandelt haben, zumindest zwei verschiedene Bereiche abdeckt (ausgenommen Denotation und Designation, die noch unbestimmter bleiben). Das folgende Schema soll dies verdeutlichen:

Die ganze Frage wandelt sich, auch unter terminologischen Gesichtspunkten, mit Wilhelm von Sherwood, der »im Unterschied zu Petrus und dem Großteil der Logiker des 13. Jahrhunderts [ ... ] den Signifikationscharakter eines Wortes damit gleichsetzt, dass es sich ausschließlich auf die wirklich existierenden Dinge bezieht« (De Rijk 1982: 170 f).

Dies ist auch die Position Roger Bacons, für den die Signifikation denotativ im modernen extensionalen Sinn des Wortes wird – obwohl er einen Begriff wie denotatio nie benutzt.”

[Eco, Umberto:  Kant und das Schnabeltier. München und Wien: Hanser, 200, S. 467‑470]

Appelatio/Suppositio

Die Bedeutung eines Terminus in einem Kontext wurde ursprünglich dadurch bestimmt, dass man seine appelatio untersuchte: von welchen konkreten Denotata spricht der Terminus? Der Terminus ‚Suppositio’ der allmählich ‚appelatio’ ablöst, scheint etwas mehr zu enthalten; de Rijk unterscheidet drei Phasen: 1. ‚appelatio’ deckt die verschiedenen signifikativen Anwendungen eines Appelativums, während die nicht-signifikativen Anwendungen als ‚translationes’ gelten; 2. letztes Drittel des 12. Jahrhunderts: ‚suppositio’ deckt alle Anwendungen eines Nomens im Satz; es gibt aber noch keine termini technici für die verschiedenen suppositiones; 3. um 1200, wie 2. aber mit termini technici. Bisweilen ist auch von der suppositio des Prädikats die Rede. Erst bei Wilhelm von Sherwood scheint es aber, dass alle suppositiones des klassischen Systems eingegliedert sind (neu ist bei ihm die suppositio materialis). Suppositio heißt also allgemein ‚die Denotierung eines Subjektes’ d.h. alles, für das ein Subjekt eines konkreten Satzes, durch syncategoremata und Prädikat eingegrenzt, steht. ‚Appelatio’ wird dadurch eine Subklasse, die solche Suppositiones bezeichnet, die die copula ‚est’ mit Existenzbedeutung (wie schon in der Ars Meliduna) haben.

Die Suppositio (Denotierung) eines Terminus ist also seine Anwendung für etwas im Gegensatz zur significatio (Konnotierung), die etwas über das Suppositum aussagt. Ein Terminus kann nun auf mehrere Weisen verwendet werden: 1. supossitio materialis ist die Anwendung des Terminus für den Ausdruck selbst, wie im Satz ‚HOMO es nomen’. 2. suppositio simplex ist die Anwendung des Terminus für den Allgemeinbegriff als solchen oder für den ganzen durch den Terminus ausgedrückten Inhalt, wie im Satze ‚HOMO est species’ oder nach einigen Logikern im Satze ‚HOMO es dignissimus creatrurarum’ (wenn es nämlich „pro significato“ steht, vgl. Wilhelm von Sherwood [57a], S. 77,10). 3. Suppositio personalis ist die Anwendung eines Terminus für seine extramentalen Supposita, wie in Satz ‚Omnis HOMO est animal’. Diese letze suppositio kann dann weiter eingeteilt werden, je nach der Extension ihrer Gültigkeit, d.h. je nachdem alle oder nur einige oder keine der Gegenstände des möglichen Denotierungsbereiches im konkreten Satz tatsächlich denotiert werden (z.B. ‚Omnis’ ... oder ‚Aliquis’ ... oder ‚Nullus’...).

Die suppositio personalis lässt sich so weiter unterteilen (vgl. de Rijk [64] II.1, 549ff.):

[Pinborg, Jan: Logik und Semantik im Mittelalter. Ein Überblick. Stuttgart-Bad Cannstatt: Friedrich Fromman Verlag Verlag Günther Holzboog, 1972, S. 61-62]

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