Verbalsystem des Spanischen
Sistema verbal español
© Justo Fernández López
Spanische Grammatik für deutsche Muttersprachler
VERBALSYSTEM des spanischen
INDICATIVO
PASADO
PRESENTE
FUTURO
pluscuam
perfectopretérito
anterior
imperfecto
indefinido
perfecto
pasado
inmediato
presente continuo
futuro inmediato
futuro perfecto
condicional perfecto
futuro
condicional
‘soeben’
‘gleich’
había leído
hube leído
leía
leí
he leído
acabo de leer
leo
estoy leyendo
voy a leer
habré
leído habría leído
leeré
leería
condicional perfecto
condicional
imperativo presente
habré leído
leería
lee tú / no leas
SUBJUNTIVO
pluscuamperfecto
imperfecto
pretérito perfecto
hubiera leído /
hubiese leído
leyera /
leyesa
haya leído
PRESENTE
lea, leas, lea, leamos, leáis, lean
Das dreistufige System des romanischen Verbs
„Das romanische Verbalsystem ist also „dreistöckig“ und enthält drei Untersysteme:
a) ein Grundsystem, das die Gestaltung der Zeiträume betrifft: Kategorien der Zeitebene und der primären Perspektive.
Formell entspricht dieses System den einfachen Tempusformen.
b) ein sekundäres System, das die Bestimmung der Zeitpunkte innerhalb der Zeiträume betrifft: Kategorie der sekundären Perspektive.
Formell entspricht dieses System den periphrastischen Formen mit haber (tenere) + Partizip und Hilfsverb (meist ire + Infinitiv).
c) ein tertiäres System, das die Bestimmung spezieller aspektiver Werte für jeden Zeitpunkt betrifft: Kategorien der Schau, der Phase und teilweise des Resultats.
Formell entspricht dieses System verschiedenen anderen Periphrasen.
Diese Systeme sind untereinander verbunden, weil jede Verbalform, die bei einer Bestimmung erscheint, als merkmalloses (neutrales, extensives) Glied für alle weiteren Oppositionen gilt. Diese Tatsache ist sehr wichtig für das richtige Verständnis der Gestaltung des romanischen Verbs. So gelten die einfachen Verbalformen als merkmallose Glieder für alle weiteren Bestimmungen oder Unterschiede. [...]
Kurz, wenn wir diese vier Ebenen betrachten (Zeiträume, Zeitpunkte, Schau, Phase) ist jede Form einer Ebene merkmalloses Glied ihrer weiteren Bestimmungen auf den folgenden Ebenen.
Bei der ersten Kategorie, der Zeitebene, d.h. in Bezug auf die Opposition aktuell - inaktuell, ist das merkmallose Glied das Präsens, das auch „inaktuell“ sein kann; das merkmalhafte Glied dagegen ist das Imperfekt, das immer „inaktuell“ ist.
Was die anderen Kategorien betrifft, so ist ihre logische, ideelle Ordnung die folgende:
1. Primäre Perspektive (Zeitraumbestimmung);
2. Sekundäre Perspektive (Zeitpunktbestimmung);
3. Schau;
4. Phase (das Resultat ist eine kollaterale Kategorie, der sekundären Perspektive untergeordnet).“
[Coseriu, Eugenio: Das romanische Verbalsystem. Tübingen: G. Narr, 1976, S. 115-117]
Das romanische Verbsystem
Primäre Perspektive
Stellung des Sprechers zur Verbalhandlung
Die primäre Perspektive schafft sechs Zeiträume
retrospektive
paralelle
prospektive
(Zeit)Ebene
aktuelle
hice
hago
haré
inaktuelle
hiciera
hacía
haría
Sekundäre Perspektive
retrospektive
paralelle
prospektive
(Zeit)Ebene
aktuelle
he hecho
hago
voy a hacer
inaktuelle
había hecho
hacía
iba a hacer
hube hecho
habré hecho
hice
haré
fui a hacer
iré a hacer
Eine tertiäre Perspektive, eine weitere Aufteilung der 2. Perspektive ist nur im Französischen und Okzitanischen in der retrospektiven Perspektive realisiert.
Weitere Kategorien:
Die Kategorie der Dauer
Die Kategorie der Wiederholung
Die Kategorie der Vollendung
Die Kategorie des Resultats
Die Kategorie der Situierung
Die Kategorie der Schau:
Partialisierende Schau:
Winkelschau
retrospektive Schau
prospektive Schau
kontinuative Schau
komitative Schau (Begleitung der Verbalhandlung)
Globale Schau (Globalisierung der Handlung)
Die Kategorie der Phase:
inzeptive (ingressive) Phase
progressive Phase
kontinuative Phase
egressive Phase
Betrachtung der Handlung in ihrem Endpunkt
Coseriu fasst die Kategorie der Ebene als grammatisch, das auf der Ebene des Systems festgestellt wird, und nicht stilistisch, also auf der Ebene der Norm betrachtet, auf.
Nach K. v, d. Heyde besteht keine Aspektopposition zwischen den beiden Vergangenheitsformen Imperfekt und Perfekt, die sich vielmehr durch eine stilistisch motivierte „Perspektive“ unterscheiden, nämlich einen Hintergrund und einen Vordergrund der Erzählung.
„Damit ist im Grunde dasselbe gemeint, das E. Coseriu als die aktuelle, bzw. inaktuelle Ebene im romanischen Verbalsystem bezeichnet hat. Coseriu fasst die Kategorie der Ebene jedoch als grammatisch und nicht stilistisch auf.
Das Imperfekt wird dann in der Zeitstufe der Gegenwart nicht nur zur Bezeichnung der Irrealität (hypothetische Sätze), sondern auch der Zurückhaltung (volebam) und der „énonciation remémorative“ (promittebas, d. h. 'im Moment ist es mit deinem Versprechen nichts'), d.h. der Inaktualität, verwandt. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Möglichkeit auch beim griechischen Imperfekt festzustellen. Dies dürfte aber nur eine Nebenfunktion sein, da das griech. Imperfekt nicht als Ganzes in direkter Opposition zum Präsens, sondern zum Aorist steht und eindeutig auf die Vergangenheitsbedeutung festgelegt ist.
Das Perfekt drückt dagegen einen Sachverhalt als vom Standpunkt des Sprechers aus objektiv vergangen aus. Diese Unterscheidungen haben nach v. d. Heyde weder etwas mit der „kursiven“ oder „durativen Aktionsart“ noch mit dem Begriff „Aspekt“ zu tun. Dies erklärt sich aus der Vorstellung, die Kategorie des Aspekts könne lediglich die (slawische) Opposition „perfektiv-imperfektiv“ betreffen, nicht aber allgemein die Modifizierung der Verbalhandlung in Bezug auf ihren Ablauf. Unverständlich ist aber vor allem, warum v.d. Heyde, der von der „fonction grammaticale de nos formes“ spricht, diese für ein „moyen stilistique“ hält, als auf der Ebene der Norm betrachtet.
Das Grammatische, das auf der Ebene des Systems festgestellt wird, betrifft die Unterscheidungen, die in einer Sprache gemacht werden müssen. Davon zu unterscheiden sind die Möglichkeiten der Rede, etwas aus bestimmten Ausdrucksabsichten (Stil) auch über die Norm hinaus - jedoch immer im Rahmen des Systems der Sprache - zu gestalten. Da es sich hier um grammatische Unterscheidungen handelt, wird man nicht umhin können, diese als aspektiv zu bezeichnen und im Lateinischen das romanische System der Ebenen als schon von Anfang an vorgebildet zu betrachten.“
[Dietrich, Wolf: Der periphrastische Verbalaspekt in den romanischen Sprachen. Tübingen, 1973, S. 287-288]
Die Grundkategorien, die nicht fehlen können, sind die Zeitebene und die Primäre Perspektive. Über dieses Grundsystem hinaus erscheinen weitere Bestimmungen, von denen die sekundäre Perspektive, die Schau und Teile der Phase die wichtigsten sind.
„Das romanische Verbalsystem ist demnach im Grunde ein Zeitsystem; die Auffassung der Zeit mit einer aktuellen Ebene und einer inaktuellen Ebene ist dabei das Typische und absolut Charakteristische des romanischen Tempussystem.“
[Coseriu, Eugenio: Das romanische Verbalsystem. Tübingen: G. Narr, 1976, S. 171]
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